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Förderhinweis

Das Projekt “Verbesserung des Tierwohls bei Weidehaltung von Milchkühen” ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages, Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen «2819MDT100».

1. Weidehaltung und Tierwohl – eine Übersicht

Die Weidehaltung lässt sich mit einer Vielzahl von Betriebsformen und Melksystemen kombinieren und ist durch das Ausleben natürlichen Verhaltens vorteilhaft für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Sie birgt jedoch auch Herausforderungen, die unter Stallbedingungen weniger bis gar nicht auftreten. 

Die in Deutschland am häufigsten praktizierte Art der Weidehaltung ist die saisonale, mehrstündige Beweidung bis hin zur Halbtagsweide. In diesen Fällen sollten Stall und Weide als ein Gesamtsystem betrachtet werden. Innerhalb des Begriffes der Weidehaltung muss weiter unterschieden werden: So sind Betriebe mit Vollweide, bei denen die Kühe während der Weidesaison nahezu ausschließlich über den Grasaufwuchs decken, stärker vom Einfluss der Weide betroffen als Betriebe, die das Weidegras nur als zusätzliche Komponente in die Ration integriert haben. Vollweidebetriebe können saisonbedingte Veränderungen bei der Futterqualität nicht ohne Weiteres ausgleichen, da Futterreserven und Stall-Infrastruktur nicht für den Einsatz während der Weidesaison vorgesehen sind. Die Jogging- oder Auslauf-Weide ist eine weitere Möglichkeit: hierbei ist keine nennenswerte Futteraufnahme auf der Weide zu erwarten. Für diese Form der Weide sind die im Weiteren vorgestellten Fütterungsthemen kaum relevant, jedoch sind z.B. Faktoren wie klimatischer Stress oder Wasserversorgung zu beachten.

Von Weide ist aus Sicht der Tierernährung zu sprechen, wenn der Kuh mindestens 0,5 kg TM (Trockenmasse) Weidefutter je Weidestunde angeboten und diese Futteraufnahme auch realisiert werden kann. In diesem Leitfaden werden die unterschiedlichen Weidebetriebe folgendermaßen unterschieden: 

WeideartAnteil Weidefutter an Gesamtration (TM)Aufenthalt auf der Weide
Vollweide≥ 85%ganztägig
Teilweide≥ 30%halb- bis ganztägig
Auslauf-/
Joggingweide
< 30%stundenweise/
freier Zugang zum Stall

Entscheidend für die Bewertung ist also der Weideanteil an der Gesamtration und die Rolle der Weide in der Ernährung der Kuh.

Es werden folgend mehrere Themenfelder des Tierwohls und der Weidehaltung aufgearbeitet, die wiederum miteinander interagieren bzw. voneinander abhängig sind. Zunächst wird auf die Fütterung von Milchkühen auf der Weide eingegangen, anschließend auf klimatischen Stress, auf die Infrastruktur des Weidebetriebes sowie auf  Parasiten. Die Kapitel sind so geschrieben, dass Lesende Themenblöcke überspringen und zwischen Kapiteln wechseln können. Einige Themen finden sich deshalb an mehreren Stellen im Text wieder. 

Für die Gewährleistung und Überprüfung des Tierwohls auf der Weide können einige der Tierwohlindikatoren herangezogen werden, die auch in der Stallhaltung Anwendung finden, z.B. der Body Condition Score (BCS), das Locomotion Scoring (Lahmheitsbeurteilung) und die Milchkontrolldaten. Abschließend bietet der Leitfaden eine Übersicht von für die Weidehaltung relevanten Indikatoren, anhand derer Betriebe das Tierwohl ihrer Milchkühe selbst bewerten und kontrollieren können.

Außerdem können Interessierte z.B. mit dem Weiderechner die Futterversorgung und den Flächenbedarf ihrer Tiere zu berechnen. Wie gut die Tiere auf der Weide mit Wasser versorgt sind, lässt sich über die Tränkenabdeckung ermitteln.

2. Fütterung von Milchkühen auf der Weide

Die Weide stellt bei entsprechendem Grünland- und Weidemanagement eine wiederkäuergerechte und hochwertige Futtergrundlage dar. Weide kann weitgehend als Alleinfutter fungieren. Maßgebend ist ein auf die Bedürfnisse der Tiere ausgerichtetes Weideangebot bestehend aus hochverdaulichem Weideaufwuchs. Der Weide und der Weideführung ist daher zunächst das Hauptaugenmerk zu widmen. Um die Kühe tier- und leistungsgerecht zu versorgen, sollten die Grundsätze der Tier- und Rationsüberwachung auch für den Weidegang angewendet werden. Die Qualität des Weidefutters folgt einem saisonalen Verlauf, ist jedoch stark abhängig von der vorherrschenden Witterung, dem Standort, der Nutzung der Grasnarbe und dem Weidemanagement. Das Monitoring sollte in erster Linie durch Beobachtung der Weide und der Tiere erfolgen. Insbesondere bei Systemen der Teilweide rücken auch Futtermitteluntersuchungen und die klassische Futter- und Rationskontrolle in den Fokus. Durch eine Kontrolle

  1. Des Weideaufwuchses
  2. der Milchinhaltsstoffe 
  3. der Wiederkauaktivität und 
  4. des abgesetzten Kotes 

können Veränderungen im aufgenommenen Weidefutter erkannt und die Zufütterung auf Betrieben mit Teilweide entsprechend angepasst werden. Vollweidebetriebe können durch die Anpassung der Flächenzuteilung und Einhaltung der Grundsätze des Weidemanagements auf Veränderungen in Futtermenge und -qualität reagieren. Eine Überwachung der angebotenen und verfügbaren Futtermenge sowie der Futterzuteilung erfolgt mit Hilfe von Aufwuchsmessungen. Die Aufwuchsmessung kann darüber hinaus als Hilfsmittel zur Optimierung der Qualität des angebotenen Weidefutters genutzt werden. Ein hochwertiger Pflanzenbestand auf den Weideflächen stellt die Grundlage einer leistungsorientierten Futterversorgung dar.

2.1 Pflanzenbestand einer qualitativ hochwertigen Weide

Der Pflanzenbestand einer Weide muss nicht nur die nötige Futterqualität und -quantität gewährleisten, er sollte auch der intensiven Beweidung und der Trittbelastung durch die Tiere standhalten können. Eine Zusammensetzung aus ausdauernden und triebdichten Untergräsern, wertvollen Kräutern und Leguminosen sollte angestrebt werden. Besonders weidegeeignete Untergräser sind Wiesenrispe und Deutsches Weidelgras der mittleren und späten Reifegruppe.

Abb.: Aufwuchs aus Weidelgras und Weißklee.
Abb.: Aufwuchs aus Weidelgras und Weißklee.

Durch den gezielten Einsatz von Kleearten, besonders Weißklee,  und von Kräutern (z.B. Futterzichorie, Spitzwegerich) kann im Vergleich zu reinen Weidelgrasbeständen die Versorgung der Kühe verbessert werden. Derartige Bestände sind hochverdaulich, wodurch hohe Futteraufnahmen realisiert werden können. Die hohe Nutzungselastizität der Leguminosen und Kräuter führt außerdem dazu, dass diese Pflanzenbestände unter trockenen Bedingungen länger ausreichend verdauliches Futter bieten können. Eine höhere Artenzahl aus den drei unterschiedlichen funktionellen Gruppen kann so die Toleranz und Resilienz des Weidefutters in Phasen von Trockenheit verbessern. Für die Ackerbeweidung kommen mit angepasstem Weidemanangement weitere Arten und Mischungen in Frage.

Einige erwünschte Arten auf der Weide sind beispielsweise:

Unerwünschte Arten auf der Weide sind beispielsweise:

Wiesenfuchsschwanz
– verholzt schnell im 1. Aufwuchs
– eher für die Mähnutzung
– Qualität und Menge über die Saison unzureichend
Stumpfblättriger und andere großblättrige Ampfer– Lückenfüller
– Platz-und Lichträuber
– nicht gerne gefressen
Quecke– Lückenfüller, geringe Triebdichte
– nicht gerne gefressen auf der Weide
– schlechter Futterwert
Gemeine Rispe– schlechter Futterwert
– Filzbildung durch oberirdische Kriechtriebe
(Ackerkratz-)Distel
– Lückenfüller auf ungepflegten Weiden
– Verschmäht
– Aussamen unbedingt verhindern!

Nicht zu unterschätzen ist die Gefährdung der Weidetiere durch das Vorkommen von Giftpflanzen auf dem Grünland. Kenntnisse zu standortspezifischen Arten und Managementmaßnahmen sind wichtig, um Beeinträchtigungen der Tiere zu vermeiden. Einige Beispiele für relevante Giftpflanzen sind Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose, Sumpfschachtelhalm sowie diverse Farne.

2.2 Strukturwirksamkeit und Verdaulichkeit

Das Futterangebot auf der Weide schwankt im Verlauf der Vegetationsperiode. Vor allem im zeitigen Frühjahr und im Herbst, aber auch unter zwischenzeitlich guten Wachstumsbedingungen, können häufig eine hohe Verdaulichkeit, hohe Zuckergehalte und ein reduzierter Faseranteil im Bewuchs vorliegen. Dies kann dazu führen, dass das Wiederkauverhalten eingeschränkt und die Verweildauer im Pansen verkürzt ist. Das Weidefutter hat in den meisten Fällen ausreichende Fasergehalte für eine gute Pansenfunktion und -gesundheit Durch die langsame Futteraufnahme auf der Weide ist eine sprunghafte Veränderung des Pansen pH-Werts nicht gegeben, dies gilt vor allem für der Kurzrasenweide (siehe “Intensive Weidesysteme”). Es sollte generell ein kontinuierliches Weiden angestrebt werden. Um hohe Futteraufnahmen auf der Weide zu erreichen, sollte die Beifütterung so angepasst sein, dass die Tiere noch mit „Weidehunger“ auf die Weide gehen. 

Auch bei der Weidehaltung gilt als Richtwert: 60 Wiederkauschläge pro Bissen sind normal. Die Wiederkautätigkeit sollte während kritischer Phasen überprüft werden: Hierzu gehören zum Beispiel die Futterumstellung, der Weideaustrieb im Frühjahr oder die Steigerung des Weideanteils an der gesamten Ration. 

Fütterungsempfehlungen gehen von einer leistungs-, gesundheits- und wiederkäuergerechten Ernährung aus, wenn die Konzentrationen von neutraler und saurer Detergenzienfaser (NDFom und ADFom) mindestens 300 g (Vollweide 350 g) NDFom und 200 g (170 g-210 g) ADFom pro kg aufgenommener Trockenmasse (TM) liegen. Während eines Großteils der Weidesaison ist ausreichend NDFom und ADFom im Weidefutter vorhanden.

Die merklichen Anteile an NDFom bewirken, dass sich die Kühe von guter Weide als „Alleinfutter“ nicht überfressen können, da die von der Kuh aufnehmbare NDFom-Menge begrenzt ist. Wird viel Konzentrat (Kraftfutter) beigefüttert, kann es zu Grenzsituationen in der Strukturwirkung der Ration kommen. Die im Stall vorgelegte Ration muss die Anforderungen an die Strukturwirksamkeit erfüllen. Am besten gelingt dies mit einer Totalmischration. Der Pflanzenbestand beeinflusst maßgeblich die Faser- und Zuckerkonzentrationen: Bestände mit hohen Anteilen an Leguminosen und Kräutern haben einen geringeren Rohfaseranteil als grasbetonte Bestände. Daher sollte bei allen Grünlandpflegemaßnahmen, die die Bestandszusammensetzung beeinflussen (z.B. Nachsaat), eine eine Aufwuchszusammensetzung von ca. 70 % Gräsern, 20 – 30 % Klee und bis zu 10 % Kräutern angestrebt werden. Kurzfristige Schwankungen können durch phänologische Veränderungen im Weidefutter und Witterungsschwankungen entstehen und sind zu tolerieren werden. Bei höheren Kleeanteilen muss die Zufütterung im Stall entsprechend mit rohfaser- und energiebetonten Futtermitteln angepasst werden.

Abb.: Beispielverläufe der NDFom- und ADFom-Fraktion im Weidefutter über die Weideperioden 2021/22. Gestrichelte Linie: Der für eine tiergerechte Ernährung nötige Mindestgehalt.

Was passiert bei zu geringer Wiederkautätigkeit?

Durch eine zu geringe Wiederkauaktivität wird weniger Speichel gebildet, was wiederum die pH-Wert-Regulierung im Pansen einschränkt und den pH-Wert im Pansen abfallen lässt. Es drohen subakute und akute Pansenazidosen. Die Gefährdung kann durch die schnelle Aufnahme größerer Mengen Kraftfutter (z.B. bei Kraftfutterfütterung im Melkstand) verstärkt werden. Indirekte Folgen einer mangelhaften Strukturwirksamkeit der Ration können eine verminderte Futteraufnahme, Lahmheiten und Konditionsverluste sein. Der Pansen-pH-Wert schwankt bei der Weidehaltung im Tagesverlauf. Hierbei werden pH-Werte erreicht, die bei der TMR Fütterung als kritisch für die Tiergesundheit betrachtet werden. Auf der Weide sind negative Auswirkungen in diesem Bereich jedoch nicht üblich, was sich durch die langsame Futteraufnahme begründen lässt.

Wie erkennt man Fasermangel bzw. Defizite in der Strukturwirksamkeit bei der Milchkuh?

Bei der Milchkuh gilt es, die Strukturwirkung im Vormagen , beim Wiederkauen und der Kotbildung zu gewährleisten. Die Kotkonsistenz hängt dabei nur bedingt vom Strukturwert der Ration ab. Gleichmäßigkeit in der Fütterung, und damit im Weidemanagement, ist wesentlich für die Strukturversorgung und eine befriedigende Kotkonsistenz. Die Nutzung der Milchkontrolldaten zur Beurteilung der Fütterung und der Gesundheit sollte nach den Maßgaben im DLG-Merkblatt 451 auf Herdenebene erfolgen. Von Interesse sind neben der Milchmenge insbesondere die Milchharnstoffgehalte und der Fett-Eiweißquotient   

Milchinhaltsstoffe 

  • Zu geringe Fettgehalte: Beurteilung in Abhängigkeit von der Genetik, der Laktationsphase und der Milchleistung
  • Fett-Eiweiß-Quotient
    • Werte kleiner 1 sind ein Hinweis auf eine zu geringe Faserversorgung: häufig ist die Fütterung mit jungem Weidegras in Kombination mit stärke- und zuckerreichem Kraftfutter die Ursache. 
    • Werte größer 1,4 sind Anzeichen für eine mangelhafte Energieversorgung bzw. Körpersubstanzabbau und Ketose.
    • Für Angler und Jersey sollten diese Schwellen um 0,1 bzw. 0,2 erhöht werden. Grundsätzlich sind rassespezifische Unterschiede zu beachten.
    • Außerdem: Eine Abnahme aller Milchinhaltsstoffe bei gleichbleibendem Fett-Eiweiß-Quotienten deutet auf eine Mangelversorgung hin.

Tierbeobachtungen bei zu geringer Faserversorgung bzw. Strukturwirksamkeit der Ration:

  • Wiederkauaktivität unter 55 Kauschlägen pro Wiederkauintervall (Zielwert zwischen 55 und 65 Schlägen)
  • schlechte Pansenfüllung zeigt an, dass zu wenig gefressen wurde (Pansen Scoring: Score 3 anzustreben, bei Kurzrasenweide ist auch Score 2 noch akzeptabel).
  • Kotverschmutzung auf Rücken, Schwanz oder Oberschenkeln 

Kotbeurteilung 

  • Ziel: Kot fällt runter, tropft ab, tellergroßer Fladen, bildet leichte Ringe und eine Kuhle in der Mitte, ohne dabei auseinander zu laufen, bleibt am Stiefel kleben
  • Weicherer Kot ist nicht zu verwechseln mit krankheitsbedingtem, klinischem Durchfall
  • Zu beachten: Der Kuhfladen ist bei Rationen mit hohem Weideanteil aufgrund der hohen Verdaulichkeit und dem höheren Wasseranteil naturgemäß dünner als bei Heu- bzw. Silagefütterung. 
  • Problematisch sind viele unverdaute Pflanzenteile über 2 cm Länge, unverdaute Getreidebestandteile und Schleimrückstände. Diese können durch das Auswaschen des Kotes gefunden werden. 

Abb.: Die Durchführung einer Kotauswaschung hilft bei der Beurteilung des Kotes.

Was kann man tun, um fehlende Strukturwirksamkeit der Ration auf der Weide zu kompensieren?

Sollte trotz der Beachtung der Grundsätze des Weidemanagements eine fehlende Strukturwirksamkeit auftreten, sind zunächst die Weide und das Fressverhalten zu prüfen. Ferner ist das Kraftfutter auf Passgenauigkeit (Stärkegehalt, etc.) zu prüfen. Durch das Zufüttern von faserreichen Futtermitteln kann gegebenenfalls in kritischen Phasen Fehlentwicklungen gegengesteuert werden. Hierzu bietet sich z.B. „Strukturheu“ an, welches direkt vor dem Weideaustrieb gefüttert wird. So wird die Pansenaktivität angeregt und dem oft nassen und hochverdaulichem Weidefutter als Ausgleich hinzugefügt. Dies gilt vor allem bei frischem, energiereichem Weideaufwuchs im Frühjahr oder nach einer längeren Trockenphase. Notwendig ist halmreiches, schmackhaftes Heu, da es sonst nicht ausreichend gefressen wird. Es ist sinnvoll, das Heu breitflächig am Futtertisch vorzulegen, sodass es von vielen Tieren gleichzeitig gefressen werden kann. Wird es nur als Rundballen an den Futtertisch gestellt, kommen rangniedere Tiere möglicherweise nicht ausreichend zum Fressen.

3. Energieversorgung

Energieversorgung bei Weidehaltung: Ein Rechenbeispiel

Beweidung von frischmelkenden, genetisch hochleistenden Milchkühen – die häufig auch schwerer und größer gebaut sind – kann den Energiebedarf der Tiere in den Leistungsspitzen allein mit Weidefutter nicht decken, da Futteraufnahme und Energiedichte des Weidefutters begrenzend wirken. Realistisch ist eine Aufnahme von maximal 18 kg TM je Kuh und Tag von der Weide. Zur üblichen Ermittlung des Tierbedarfs sollte ein Zuschlag von 15% des Erhaltungsbedarfs bei Vollweide hinzugefügt werden, um den zusätzlichen Energiebedarf durch die hohe Fressdauer und die zurückgelegte Laufstrecke  auf der Weide zu berücksichtigen. Für hohe Laufdistanzen zwischen Stall und Weide können pauschal 2.5 MJ NEL pro gelaufenen Kilometer hinzugefügt werden. 

Bei qualitativ hochwertigen Weideaufwüchsen mit einer Energiedichte von 6,8 MJ NEL/kg TM kann eine Milchleistung von 25 kg ECM/Tag bei 600 kg Lebendgewicht auch dauerhaft realisiert werden. Dies erfordert jedoch ein optimiertes Weidemanagement und für höhere Leistungen muss im Stall zugefüttert werden.


Beispielrechnung: Vergleich der Deckung des Energiebedarfs einer 700 kg Holstein Kuh mit einer Milchleistung von 30 kg ECM/Tag und einer 600 kg Kuh, die genetisch an Vollweide angepasst ist und 21 kg ECM/Tag erbringt.

MerkmalWeidegenetikHolstein
Lebendgewicht (kg)600700
Milchleistung (kg ECM)2130
Erhaltungsbedarf (MJ NEL)35,539,9
Bedarf für Weidegang
(15 % Zuschlag Erhaltungsbedarf; MJ NEL)
5,36
Gesamtbedarf (MJ NEL)109,7144,3
Energiegehalt Weideaufwuchs (MJ NEL/kg TM)6,56,5
Weidefutter-Aufnahme (kg TM)16,718 (Maximum)
Energie aus Weidefutter (MJ NEL)108,6 117
Saldo (MJ NEL)-1,1– 27.3

3.1 Wie erkennt man eine ungenügende Energieversorgung?

  • Niedrige Milcheiweißgehalte geben Hinweise, müssen aber in Relation zur Milchmenge gesehen werden 
  • Körperkondition: Ein Verlust von maximal 0,75 BCS-Punkten in den ersten 60 Tagen der Laktation kann toleriert werden
  • Einstiegsleistung und Persistenz der Kühe bleiben hinter den Erwartungen (Vorjahre) zurück
  • Fett-Eiweiß-Quotient: Meist geht eine geringe Energieversorgung aufgrund eines zu hohen Fasergehalts im Aufwuchs (zu alter Bestand) bei stark fallender Milchleistung mit einer Erhöhung der Fettgehalte einher. Dies lässt sich am sichersten anhand des Fett-Eiweiß-Quotienten der Milch beurteilen. Dieser sollte im Herdenschnitt für eine leistungsbetonte Fütterung optimalerweise zwischen 1,1 und 1,4 liegen. Jedoch können auf der Weide kurzfristig Werte von 1 toleriert werden (Siehe auch Kapitel Strukturwirksamkeit)
  • Zu fester Kot: Struktur- und faserreiche Fütterung garantiert zwar ein gutes Pansenmilieu, geht aber in den meisten Fällen auch mit einer geringeren Milchleistung und Energiemangel bei den frischlaktierenden Kühen einher. Eine optimale Kotkonsistenz sollte daher angestrebt werden. Diese ist vorhanden bei einem cremigen, mittelbreiigen Kot, der etwa suppentellergroße, flache Fladen mit einer Vertiefung in der Mitte bildet. 
  • Milchharnstoffgehalt: Der Harnstoffgehalt in der Milch sollte nicht über 300 ppm liegen, sonst wird eine Eiweißüberversorgung angezeigt. Die Entgiftung des bei der Eiweißverdauung entstehenden Ammoniaks kostet Energie und belastet den Stoffwechsel (siehe auch Kapitel Proteinversorgung).
  • Body-Condition-Scoring (BCS) und Pansen Scoring wird in den folgenden Abschnitten erläutert

3.2 Body-Condition-Scoring (BCS)

Grundsätzlich ist im Rahmen der Fütterungsüberwachung ein regelmäßiges Body Condition Scoring zu empfehlen, um die Konstanz in der Fütterung und die Versorgung mit Energie zu beurteilen. Body Condition Scoring kann nach Anleitung oder Smartphone Applikationen einfach erlernt werden. Ein Abgleich mit erfahrenen Anwendern/Anwenderinnen ist empfehlenswert. Ein vereinfachtes Schema ist im KTBL Tierwohl zu finden. Wichtige Termine für die BCS Überwachung sind vier Wochen vor dem Trockenstellen, zu Beginn des Trockenstellens, acht Wochen nach der Kalbung und nach der ersten Laktationshälfte. Hierbei sollten Milchrassen zur Kalbung einen BCS von 3,25 bis 3,5 erreichen. Der BCS von Zweinutzungsrassen sollte höher liegen, zur Kalbung sollte ein Wert von ca. 3,75 – 4 angestrebt werden. Der Zielwert sollte bereits zum Trockenstellen erreicht sein, da Änderungen während der Trockenstehphase schwer realisierbar sind. Während der Laktation sollte der BCS nicht geringer als 0,75 im Vergleich zum BCS bei der Kalbung liegen. Der BCS von Milchrassen sollte damit nie unter 2,5 liegen. Bei der Einschätzung der Herde muss unbedingt das Laktationsstadium berücksichtigt werden. Dies ist besonders für Betriebe mit saisonaler Abkalbung wichtig. Sollten die Ziele nicht erreicht werden, muss die Weideführung bzw. die Zufütterung angepasst werden. Zu hohe BCS Werte um die Kalbung können zu metabolischen Problemen führen. Ein entsprechendes Management der trockenstehenden Kühe kann hier vorbeugen.

3.3 Pansen Scoring

Um die aktuelle Situation der Futterversorgung zu beurteilen, bietet sich das Pansen Scoring an. Hierbei wird die Füllung des Pansens anhand der Ausprägung der Hungergrube beurteilt. Die Pansenpassagerate und die aufgenommene Futtermenge üben einen Einfluss auf den Boniturwert des Pansenscorings aus. Nach dem Weidegang sollte der Pansen Score bei 3 liegen. Geringere Werte zeigen hoch verdauliches Futter oder geringe aufgenommene Futtermengen an. Höhere Werte zeigen eine geringe Verdaulichkeit an. Ein Wert von 2 kann in bestimmten Situationen akzeptiert werden. Hierzu zählen die ersten drei Wochen nach der Kalbung, bedingt durch ein reduziertes Futteraufnahmevermögen und die Kurzrasenweide. Auf der Kurzrasenweide wird hoch verdauliches Futter über einen langen Zeitraum aufgenommen, dadurch werden häufig geringe Pansenfüllungen beobachtet. Höhere Werte als 3 werden meist auf Trockensteherweiden mit geringer Verdaulichkeit beobachtet.

3.4 Maßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung

Folgende Management Maßnahmen können die Energieversorgung der Kühe verbessern:

Angepasste Weidegenetik bei hohen Weideanteilen in der Ration, da sonst v.a. am Anfang der Laktation starke Energiedefizite auftreten können

4. Protein(über-)versorgung

Die Proteinwertigkeit des Weideaufwuchses ist relativ hoch einzustufen, sodass die Versorgung der Pansenmikroben mit Stickstoff im Verhältnis zur Energieaufnahme (RNB – Ruminale Stickstoff Bilanz) vielfach im Überschuss ist. Dies kann besonders in der späten Weidesaison auftreten. Auch in kleereichen Aufwüchsen kann sehr viel Rohprotein enthalten sein, was zu einer Überversorgung mit Stickstoff im Vormagen führt. Ein Großteil des Stickstoffs aus dem Futterprotein wird im Pansen zu Ammoniak umgewandelt. Ammoniak ist in hohen Konzentrationen toxisch. Wenn die Pansenmikroben mit Stickstoff überversorgt sind und es an leicht verfügbaren Kohlenhydratquellen für die mikrobielle Proteinsynthese fehlt  dann muss der überschüssige Ammoniak in der Leber unter Energieeinsatz zu Harnstoff abgebaut werden. Dies kann zu einer Belastung des Stoffwechsels führen und fördert indirekt die Abnahme der Fruchtbarkeit sowie Klauenprobleme. Diese Symptome zeigen sich erst mit mehrwöchiger Verzögerung. Daher ist ein frühzeitiges Erkennen einer Überversorgung von großer Wichtigkeit. 

4.1 Rohprotein im Weidefutter und potenzielle Herausforderungen 

Die Rohproteinkonzentration (XP) im Weidefutter kann während der ganzen Weidesaison über 160 g XP/kg TM liegen. Je nach Pflanzenbestand und Saison sind Werte von deutlich über 200 g XP/kg TM vorzufinden. Werte weit über 200 g XP/kg TM sind vorwiegend im Spätsommer/Herbst zu beobachten. Im Verhältnis zur Energieversorgung kann also häufig eine Überversorgung mit Rohprotein vorkommen. In intensiv geführten Weidebeständen ist deshalb der Energiegehalt des Aufwuchses in den meisten Fällen der begrenzende Faktor. Problemverschärfend können hierbei auch die geringe Pansenstabilität des Rohproteins und der vergleichsweise hohe Anteil des NPN (Nicht-Protein-Stickstoff) am Rohprotein sein. So finden sich bei erhöhten Rohproteinkonzentrationen oftmals auch überproportional hohe NPN-Konzentrationen. NPN wird im Pansen sehr schnell zu Ammoniak umgewandelt. Dadurch wird der Anteil des Stickstoffs, der für den Wiederkäuer nutzbar ist, überschätzt und die Leber durch den hohen Anfall an Ammoniak belastet. Der Belastung durch NPN und eine Überversorgung der Pansenmikroben mit Protein kann durch Zufütterung pansenverfügbarer Kohlenhydrate entgegengewirkt werden, um die Energieversorgung der Pansenmikroben sicherzustellen. Diese Strategie stößt jedoch an ihre Grenzen, wenn es dadurch zu einem zu geringen Anteil an Faser in der Gesamtration kommt.

Abb.: Verlauf des Rohproteingehaltes während der Weideperiode (Quelle: diverse Literatur)

4.2 Anzeichen für hohe Proteinversorgung 

Sichtbar wird der Rohproteinüberschuss zuerst als hoher Harnstoffgehalt in der Milch. Er zeigt relativ gut den N-Überschuss (RNB) im Vormagen an und reagiert sehr schnell auf Änderungen. Die Schwankungen im Gehalt an Milchharnstoff geben somit Auskunft über die Konstanz von Futter und Fütterung. Bei Vollweidebetrieben werden teils Harnstoffwerte von >300 ppm beobachtet. Da der Rohproteingehalt von Weidefutter stark variieren kann, ist der Milchharnstoffgehalt für Betriebe mit sehr hohem Weideanteil von begrenzter Aussagekraft für die Beurteilung der Proteinversorgung am Darm. Erhöhte Milchharnstoffgehalte (über 300 ppm) können daher – bei fortgeschrittener Trächtigkeit – toleriert werden, wenn diese auf das Weidegras zurückzuführen sind. Vor allem in Kurzrasenweidesystemen, in denen im Gegensatz zu Koppelweidesystemen oder Stallfütterung kontinuierlich kleine Futtermengen gefressen werden, bereiten hohe Proteingehalte im Futter wenig Probleme. Vor Beweidung von sehr kleereichen, nassen oder gefrorenen Beständen muss gewarnt werden. Hier kann es zu Blähungen kommen, wenn die Tiere hungrig aufgetrieben werden (Weidetympanie). Problematisch kann auch eine Ergänzungsfütterung mit Frischgras oder eiweißreicher Grassilage sein. Unter diesen Umständen sollte die Orientierungswerte der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) eingehalten werden (für Weidebetriebe Milchharnstoffwerte von 300 ppm). Weiterhin kann sich ein Rohproteinüberschuss auch in dünnem Kot äußern. Ein solcher dünner Kot kann leicht mit den Symptomen eines Fasermangels oder Kohlenhydratüberschusses verwechselt werden. Erst bei Betrachtung des Milchharnstoffgehaltes sowie des Rohproteingehaltes der eingesetzten Futtermittel wird die Ursache klar.

4.3 Beifütterung zur Weide 

Im Weideaufwuchs ist der Abbau von Energie und Protein nicht synchron. Zucker und der Großteil des Rohproteins werden schneller als die Faserkomponenten der  organischen Substanz abgebaut. Dies sollte bei der Fütterung berücksichtigt werden, wenn Stunden- oder Halbtagsweide betrieben wird und entsprechend größere Anteile der Futteraufnahme im Stall erfolgen. Das Rohprotein aus dem Weidefutter ist großteils bereits abgebaut und über Harnstoff ausgeschieden, wenn im Stall beigefüttert wird. Im Stall sollte daher nach Möglichkeit eine am Energie- und Nährstoffbedarf orientierte Mischration gefüttert werden, damit diese für sich gut im Vormagen von den Mikroben umgesetzt werden kann.  

Beim Kraftfutter kann der Rohproteingehalt während der Weidemonate je nach Höhe des Harnstoffgehaltes in der Milch etwas reduziert werden. Maßgebend sind die Versorgung mit nutzbarem Rohprotein (nXP) über das Kraftfutter und die Verteilung über den Tag. Auch während der Weidesaison sollten die Vorgaben zur Versorgung mit nXP und zur RNB beachtet werden, um den Stoffwechsel der Kühe zu entlasten. Beispielsweise eignet sich Maissilage als ergänzender Energieträger in der Ration. Die langsam verdauliche Stärke aus der Maissilage trägt zu einer ausgeglicheneren und langsameren Verdauung bei. Körnermais bietet sich ebenfalls als Ergänzungsfutter zur Weide im Kraftfutter an, da die Versorgung mit Stärke am Darm insbesondere für höhere Leistungen verbessert werden kann und die Verminderung des Pansen-pH-Wertes im Vormagen im Vergleich zu Getreide geringer ist.

Ebenso können Körnermais, Trockenschnitzel und Rübenpressschnitzel eine ausreichende Versorgung der Pansenmikroben mit Kohlenhydraten sicherstellen. Bei hohen Zuckergehalten im Weidegras (Frühjahr, kalte Nächte und sonnige Tage) ist die Fütterung mit Kraftfutter und dessen Zusammensetzung besonders zu beachten, um der Acidose vorzubeugen. Maissilage kann durch die Wirkung auf die RNB und die Kotkonsistenz das Weidefutter günstig ergänzen. Bei hoher Milchleistung können Futtermittel mit pansengeschütztem Protein (UDP) die Ration bezüglich der nXP-Versorgung optimieren, da im Weidefutter nur geringe UDP-Anteile zu finden sind.

4.4 Maßnahmen im Weidemangagment

  1. Durch professionelles Weidemanagement und Beachtung der Weidereife des Aufwuchses kann die Energiebereitstellung für die Pansenmikroben verbessert und der Anfall an NPN vermindert werden. 
  2. Bei Halbtagsweide: Durch eine Beweidung nachmittags und abends, also nach der photosynthetisch aktiven Zeit, wird die Konzentration wasserlöslicher Kohlenhydrate im Weidefutter erhöht, indem die Zuckervariabilität im Aufwuchs – bedingt durch den Tagesverlauf – ausgenutzt wird. 
  3. In kritischen Situationen kann die Supplementierung mit Energiefuttermitteln das Verhältnis von Protein zu Energie verbessern. Getreideschrot ist durch den hohen XP Gehalt und den hohen Anteil an leicht löslichen Kohlenhydraten weniger geeignet. Bei sehr hohen Milchleistungen können Futtermittel mit pansengeschütztem Eiweiß die Ration optimieren, da im Weidegras nur sehr geringe UDP-Anteile (Anteile pansenbeständigen Proteins) zu finden sind.
  4. Futterpflanzen, die kondensierte Tannine enthalten, sind eine weitere, theoretische Möglichkeit, um den Proteinüberschuss im Pansen zu kontrollieren: Kondensierte Tannine binden Proteine im Pansen und schützen diese vor dem Abbau. Der Einsatz von Hornklee (Lotus corniculatus) bietet auf extensiv geführten und grundwasserfernen Weiden eine praktische Nutzung.

4.5 Exkurs Klee und Proteinversorgung

Weidelgras stellt bei ausreichendem Wasserangebot die Grundlage der Versorgung mit Faser und löslichen Kohlenhydraten dar, während Weißklee die Rohproteinkonzentrationen und Verdaulichkeit der organischen Substanz erhöht. Kleereiche Bestände (>20 %) haben den Vorteil einer höheren Futteraufnahme (geringerer Kauwiderstand) und eine hohe Passagerate bedingt durch einen geringeren Anteil an Zellwandbestandteilen. Die Abnahme der Verdaulichkeit bei älteren Aufwüchsen ist in kleereichen Beständen weniger stark als in reinen Grasbeständen – sie  sind damit nutzungselastischer. Ein zu hoher Weißkleeanteil kann die beschriebene Problematik der Rohproteinüberversorgung verstärken und muss bei der Rationsplanung in der Proteinbewertung berücksichtigt werden. Bei stark mit Stickstoff gedüngten Weideflächen ergibt sich ein hoher Rohproteingehalt im Gras, was ebenfalls zu Problemen führen kann.

5. Weidemanagement: Futtermenge und Futterqualität

Weidemanagement soll helfen, den Bedarf der Tiere durch hochwertiges Weidefutter zu decken und dadurch die metabolischen Komponenten des Tierwohls zu gewährleisten. Außerdem stehen eine Optimierung des Grünlandwachstums und der Futterqualität sowie eine effiziente Grünlandnutzung im Fokus; es gilt, Weideflächen bei optimaler Aufwuchsmenge zu bestoßen und ausreichend lange Zuwachszeiträume zu gewährleisten. Professionelles Weidemanagement ist für alle Betriebe sinnvoll, in denen die Kühe über die Auslaufweide hinaus Futter auf der Weide aufnehmen. Für Vollweidebetriebe und Betriebe mit hoher Futteraufnahme auf der Weide stellt es eine Grundlage der erfolgreichen Weidehaltung dar.

Das Wachstum des Weidefutters wird von vielen Faktoren beeinflusst. Innerhalb der Weidesaison sind große Veränderungen, z.B. zwischen Frühjahr und Sommer zu erwarten. Die aktuellen Wachstumsbedingungen können mit Hilfe von Wachstumsraten dargestellt werden. Diese beschreiben den täglichen Futterzuwachs pro Hektar in Kilogramm Trockenmasse. Hohe Wachstumsraten im Frühjahr können bei über 100 kg TM/(Tag x ha) liegen, während bei Sommertrockenheit teils nur ein täglicher Zuwachs von 20 kg TM/(Tag x ha) und weniger realisiert werden kann. Auf ertragsstarken Grünlandstandorten sind im Jahresverlauf durchschnittliche Wachstumsraten von 50 kg TM/(Tag x ha) und mehr das Ziel. 

Abb.: Diese Wachstumskurve stellt beispielhaft den täglichen Biomassezuwachs auf der Fläche im Jahresverlauf dar.

Die Grafik oben zeigt eine typische Wachstumskurve, jedoch sind je nach Standort und Jahr große Schwankungen möglich. 

Die anzubietende Menge Weidefutter richtet sich nach dem Gesamtbedarf der Kuhherde und der Zufütterung im Stall. Wird im Stall zugefüttert, stellt Weidefutter nur einen Teil der Gesamtration dar. Die insgesamt benötigte Weidefläche wird vom Herdenbedarf und der aktuellen Wachstumsrate bestimmt. Der Tageszuwachs aller genutzten Weideflächen soll dem täglichen Weidefutterbedarf der Herde entsprechen.

Ist der Herdenbedarf geringer als der Tageszuwachs der genutzten Weidefläche, wird das Weidefutter alt und die Futterqualität vermindert sich, dagegen ist bei einem zu hohen Bedarf das Futterangebot nicht ausreichend und es kommt zu einer Überweidung des Bestandes. Die genutzte Weidefläche sollte entsprechend verkleinert oder vergrößert werden. Das Schema unten verdeutlicht die Anpassung der Weidefläche bei Veränderung der Wachstumsrate. Weidefutterüberschüsse werden durch Schnitte und Konservierung eingelagert.

5.1 Berechnung der nötigen Weidefläche

Als Beispiel wird eine Herde von 100 Kühen und einer täglichen Futteraufnahme von 17 kg TM je Tier angenommen. Der Herdenbedarf ist damit 1700 kg TM/Tag. Anhand der Wachstumsrate lässt sich die täglich benötigte Weidefläche berechnen (z.B. auch mit dem Weideflächenrechner).

Rechenbeispiel:

Unter guten Wachstumsbedingungen im Frühjahr wird eine Wachstumsrate von 100 kg TM/ha x Tag unterstellt. Hiervon sind 90 % als nutzbar zu erachten. Damit muss eine Weidefläche von 19 ha angeboten werden (1700 kg/Tag) / (90 kg TM/ha x Tag). Die Besatzstärke beträgt damit 5,3 Kühe/ha. 

Im Sommer wird dagegen bei reduziertem Wachstum nur eine Wachstumsrate von 44 kg TS/Tag erwartet. Nutzbar sind davon 40 kg TM/ha. Damit steigt bei gleichem Futterbedarf die benötigte Weidefläche auf 43 ha. Die Besatzstärke beträgt dann nur noch 2,3 Kühe pro ha. Die Gesamtweidefläche wird je nach bevorzugter Beweidungsmethode als Kurzrasenweide(n) (KRW) ohne Parzellierung oder als intensive Umtriebs-/Rotationsweide (UW) mit Untergliederung in Parzellen angeboten. Bei nicht ausreichender Weidefläche muss entsprechend zugefüttert werden, um den Bedarf der Herde auf der Weide so weit abzusenken, dass das Wachstum den täglichen Futterbedarf decken kann und Schäden an der Grasnarbe durch Überbeweidung vermieden werden. Die tägliche Wachstumsrate lässt sich durch regelmäßige Aufwuchsmessungen bestimmen.

Abb. und Tabelle: Verdeutlichung des Einflusses der täglichen Wachstumsrate der Grasnarbe auf das Weidemanagement.

5.2 Aufwuchshöhenmessung

Durch die Messung der Aufwuchshöhe vor der Beweidung bzw. des Weiderests nach der Beweidung kann überprüft werden, ob die Flächenzuteilung dem Kuh-/Herdenbedarf angepasst ist. Für die Erfassung des Weideaufwuchses ist die Nutzung eines Rising-Plate-Meters (RPM) ideal, da es zuverlässig vergleichbare Werte liefert und die Benutzung sehr leicht erlernbar ist. Andere Methoden sind die Deckel – und Zollstockmethode, sowie das Ausmähen von Quadraten.

Rising Plate Meter:
– misst die komprimierte Aufwuchshöhe
– berücksichtigt die Dichte des Aufwuchses durch Kompression
– rechnet für die Ertragsbestimmung die Höhe in Masse um
– min. 30 Messungen pro Hektar
– Richtwerte:
– Kurzrasenweide: 5-7 cm 
– Intensive Umtriebsweide: vor Beweidung 10 cm
nach Beweidung 4-5 cm
Deckel- und Zollstockmethode:
– geringere Kompression des Aufwuchses
– min. 30 Messungen pro Hektar
– Richtwerte:
– Kurzrasenweide: 6-9 cm
– Intensive Umtriebsweide: vor Beweidung 13 cm
nach Beweidung 5-6 cm

Die Messergebnisse der Zollstock-  und Deckelmethode können in die Aufwuchshöhe aus Rising-Plate-Meter Messungen umgerechnet werden (nach Starz und Steinwidder 2015):

  • Aufwuchshöhe Rising Plate Meter (cm)= 0,56 x Aufwuchshöhe Zollstock (cm) 
  • Aufwuchshöhe Rising Plate Meter (cm)= 0,75 x Aufwuchshöhe Deckelmethode (cm)

5.3 Intensive Weidesysteme für die Milchproduktion

Mit angepassten Beweidungsmethoden (Kurzrasenweide und intensive Umtriebsweide) lassen sich unter mitteleuropäischen Bedingungen mit ausreichendem Niederschlag während der Weidesaison hohe Futterqualitäten erreichen. Die Energiedichte kann stets auch im Sommer über 6,4 MJ NEL/kg TM und höher liegen. Bei beiden Systemen wird das 2- bis 3-Blatt-Stadium als optimale Weidereife angestrebt.

Die zwei häufig genutzten intensive Weidesysteme sind:

  1. Für die intensive Umtriebsweide (UW) gilt, dass die Aufwuchshöhe zum Auftrieb ca. 8-12 cm sein sollte. Nach dem Abtrieb sollte der Weiderest – der nach dem Beweiden auf der Fläche verbleibende Aufwuchs – ca. 4 cm hoch sein (bei Weidelgras-Weißklee basierten Beständen). Die zugeteilte Fläche sollte maximal drei Tage beweidet werden und kann hierfür in Tagesportionen aufgeteilt werden. Liegt der Weiderest nach 3 Tagen über der angestrebten Höhe, war die Zuteilung der Weidefläche zu großzügig. Verbleiben die Kühe hingegen länger als 3 Tage auf einer Parzelle, wird der nächste Aufwuchs befressen. Dadurch wird die Graspflanze stark belastet, da bei dem wiederholten Verbiss der neuen Blattmasse kein Auffüllen der Energiereserven stattfinden kann. Darüber hinaus sind dann die Närstoffbalancen aus Sicht der Versorgung der Kuh (Rohprotein hoch, Zucker niedrig) ungünstig.
  2. Bei Kurzrasenweide (KRW) bleiben die Tiere durchgehend auf derselben Fläche. Die Aufwuchshöhe sollte bei 5-7 cm liegen. Im Frühjahr sollten 5-6 cm angestrebt werden, im Sommer dagegen 6-7 cm. Werden die Werte unterschritten, muss die Weidefläche vergrößert werden.
WeidesystemIntensive Standweide /Kurzrasenweide Intensive Umtriebsweide 
Beschreibung– Intensive Standweide
– Fläche wird kontinuierlich beweidet
– Auch im Schnellumtrieb mit max. 6 Schlägen möglich (jede Melkzeit neuer Schlag)
– Aufwuchshöhe wird durchgehend bei 5-7 cm gehalten
– Intensive Umtriebsweide
– Neue Weideparzelle bis zu 2x täglich, aber spätestens nach drei Tagen
– Auftrieb im 2- bis 3-Blatt-Stadium bei 8-12 cm Aufwuchshöhe
– Weiderest bei Abtrieb 4-5 cm
Anpassung bei WachstumsveränderungBei einer Über- oder Unterschreitung der Aufwuchshöhe wird die Weidefläche entsprechend verkleinert oder vergrößert– Entscheidungshilfe Futterkeil
– Die Gesamtweidefläche wird durch zusätzliche Parzellen vergrößert, wenn das Wachstum nachlässt. Gegenteilig werden bei zu hohen Wachstumsraten Parzellen für die Futterkonservierung genutzt
Vorteile– Arbeits- und Materialaufwand gering
– Langsame, gleichmäßige Futteraufnahme
– Trittfeste, dichte Grasnarbe
– Futterqualität konstant
– Auf Großteil von Standorten nutzbar
– In viele Betriebssysteme integrierbar
– Hohe Futteraufnahmen mgl.
– Höhere Erträge (witterungsabhängig)
– Flexibel
Ungeeignet für / Nachteile– Schlaggröße muss gegeben sein
– Zufütterung im Stall kann Ergebnis verschlechtern
– Sommertrockene Standorte
– Arbeitsaufwand höher
– Aufwand für Infrastruktur
– Bei Nässe erhöhte Trittschadengefahr
Gefahr des Schlingens bei Auftrieb hungriger Kühe

Um den Kühen ausreichend Zeit für die Futteraufnahme auf der Weide zu geben, muss eine Mindestweidedauer eingehalten werden. Bei einer Zufütterung von 0, 5, 10 oder 15 kg TS in Form von TMR im Stall wird eine Mindestweidedauer von jeweils 16, 10, 7 oder 4 h pro Tag empfohlen, bei Verteilung auf zwei Weidegänge. Auf der Kurzrasenweide sollte die Verweildauer um 20% erhöht werden. Wird nur eine geringe Futteraufnahme auf der Weide erwartet, z.B. bei der Auslaufweide, sollte sichergestellt werden, dass die Kühe Zugang zum Stall haben, um längere Perioden ohne Möglichkeit der Futteraufnahme zu vermeiden.

5.4 Die optimale Weidereife: das 3-Blatt-Stadium

In Weidelgras dominierten Beständen sollte der Grundsatz der Nutzung im 3-Blatt-Stadium beachtet werden, um einen hohen Blattanteil und ausreichend Zucker im Verhältnis zum Rohprotein in der Pflanze zu garantieren. Außerdem erhöht die Nutzung vor dem 2-Blatt-Stadium den Anteil an Nicht-Protein-Stickstoff (NPN) am Rohprotein, was zu einer Verschlechterung der Stickstoffnutzungseffizienz führt und die Kuh durch einen erhöhten Anfall an Ammoniak im Pansen belastet (siehe auch Proteinüberversorgung).

Auch aus Sicht der Graspflanze macht eine Nutzung im 3-Blatt-Stadium Sinn, da in diesem Fall drei Blätter Photosynthese betreiben und Reserven aufgefüllt werden können. An den Trieben der meisten Grasarten, die für die intensive Weidenutzung in Frage kommen, sind nur drei lebende Blätter zu finden. Bei der Bildung des vierten Blattes stirbt das Blatt, welches als erstes gebildet wurde, ab. Dies gilt besonders auch für das Deutsche Weidelgras. Die im Intensivgrünland vorkommenden Arten unterscheiden sich teilweise in der Dauer der Blattbildung und entsprechend auch in der Lebensdauer der Blätter. Beim Deutschen Weidelgras erscheint unter guten Wachstumsbedingungen in Abhängigkeit von der Jahreszeit ca. alle elf Tage ein Blatt. Dies bedeutet, dass die Blattlebensdauer 33 Tage (3 x 11 Tage) beträgt. Ein Gegenbeispiel ist der Rohrschwingel: hier setzt das Absterben des ersten Blatts nach der Bildung von 2,5 Blättern ein. Jedoch dauert hier die Bildung eines Blattes 22 Tage unter ähnlichen Bedingungen und damit beträgt die Blattlebensdauer ca. 55 Tage. Die Nutzungsintervalle und Nutzungshäufigkeiten von unterschiedlichen Arten (und Sorten) können sich somit stark unterscheiden. Dies sollte beim Weidemanagement und bei der Saatgut Auswahl berücksichtigt werden.


5.5 Tipps zum Weidemanagement: intensive Umtriebsweide nach neuseeländischem Konzept

Weideauftrieb
Im 2- bis 3-Blattstadium oder bei 8-12 cm komprimierter Aufwuchshöhe

Bei zu tiefen Beständen (zu frühes, intensives Beweiden, zu hohe Besatzdichte):
– ungünstige Futterqualität der Grasnarbe: 
– Sehr viel XP in ungünstiger Form (NPN/Nitrat) 
– Geringer Zuckergehalt
– Keine ausreichende Regenerationszeit des Pflanzenbestandes, was die Grasnarbe schädigt: Überbeweidung 

Bei zu hohen Beständen (> 12 cm komprimierte Aufwuchshöhe) 
– Zu hohe Zuckergehalte in frühen generativen Wachstumsstadien im Frühjahr (Ähren- und Rispenschieben)
– Zu geringe Verdaulichkeit bei zu alten Beständen
– Abgestorbenes Pflanzenmaterial akkumuliert an und über der Stoppel
– Futternutzungseffizienz sinkt
– Verminderte Futterqualität im Folgeaufwuchs durch zu hohen Weiderest, da die Kühe den faserreichen und schlecht verdaulichen tiefen Grashorizont nicht fressen
ca. 2.300 kg TM / ha = Weidereife = 10 cm Aufwuchshöhe; dies entspricht bei einem geplanten Weiderest von 4 cm einer verfügbaren Futtermenge von 1300 kg TM/ha

> 3.000 kg TM / ha =  zu alter Bestand
Weideabtrieb





Weiderest bei 4 – 5 cm
Der Weiderest sollte in Beständen, die von Deutschem Weidelgras und Weißklee dominiert sind, 4 – 5 cm nicht unter- oder überschreiten. Gründe dafür sind:
– Geringe Futteraufnahme durch geringes Bissvolumen bei zu niedriger AufwuchshöheErhöhtes Halm:Blatt-Verhältnis und damit ungenügende Futterqualität unterhalb dieser Grenze
– Zerstörung der in der Stoppel gespeicherten Pflanzenreserven für den Wiederaustrieb, wodurch das Wachstum des nächsten Aufwuchses verlangsamt wird
– Bei zu hohem Weiderest (>5 cm) ist die Futterqualität des Folgeaufwuchses durch die Akkumulation von totem/alten Pflanzenmaterial verringert, welches die Tiere nicht aufnehmen, was alle Folgeaufwüchse beeinträchtigt
– Höhere Weidereste (5-7 cm) verbessern die Einzeltierleistung, da die Kuh selektiv hochverdauliche Pflanzenbestandteile aufnehmen kann und die Futteraufnahme erhöht wird. Hier ist eine regelmäßige Weidepflege mit Vor- oder Nachmähen gegebenenfalls mit Abfuhr nötig, um eine akzeptable Futterqualität der Folgeaufwüchse zu erreichen. Mulchen sollte vermieden werden, da die  Mulchschicht die Schmackhaftigkeit des Folgeaufwuchse verschlechtert. 
– Bei Sommertrockenheit ist ein Weiderest von 6 bis 7 cm vorteilhaft. Dadurch wird der Wiederaufwuchs beschleunigt und schneller Bodenbeschattung gewährleistet, was zu einer geringeren Verdunstung führt

5.6 Managementhilfe: Futterkeil

Für die intensive Umtriebsweide bietet sich die Nutzung eines ‘Futterkeils’ an, um die Ergebnisse der wöchentlichen Aufwuchsmessung übersichtlich darzustellen. Ein Beispiel ist in der Abbildung unten gegeben. Die gemessenen Parzellen werden in absteigender Reihenfolge als Balkendiagramm abgetragen. Ebenso wird im Diagramm eine Linie von der angestrebten Aufwuchshöhe der Weidereife (z.B. 10 cm) zur Höhe des angestrebten Weiderests (z.B. 4 cm) gezogen. Braun abgebildet ist der Weiderest. Dieser steht nicht als Futter zur Verfügung.

Idealerweise liegt die Aufwuchshöhe der einzelnen Parzellen auf der Linie (A). Wenn Parzellen über der Linie liegen, sollten diese – sofern keine starke Verringerung des Wachstums zu erwarten ist – konserviert werden. Im Beispiel (B) sollten deshalb die Parzellen L, N, F und M für die Futterkonservierung genutzt werden, Parzelle E kann als nächstes beweidet werden. Wenn dagegen mehrere Parzellen deutlich unter der Linie liegen (C), sollte die Gesamtweidefläche vergrößert werden. Damit wird die Futterlücke geschlossen. Dafür müssen weitere der für die Konservierung eingeplanten Parzellen zur Weide hinzugefügt werden.

Für die tägliche und kontinuierliche Überwachung der Futterqualität können die Milchinhaltsstoffe (Fett, Eiweiß und Harnstoff) als Indikator für die Qualität des Weidefutters und der Tiergesundheit genutzt werden. Ob die Tiere auf der Weide ausreichend Futter aufnehmen, sollte während kritischer Phasen durch die Kontrolle der Pansenfüllung festgestellt werden. Auch die regelmäßige Beurteilung der Kondition der Tiere über den BCS gibt Aufschluss über den Versorgungszustand der Herde.

5.7 Exkurs: Ackerbeweidung zur Überbrückung von Sommertrockenheit

In Trockenphasen während der Sommermonate kann eine Beweidung von Ackerflächen mit speziellen Saatmischungen die Futtersituation verbessern. Hierbei kommen hochverdauliche Gräser, Kräuter und Leguminosen in Gemengen und Reinsaaten zum Einsatz. Typische Arten sind das Welsche Weidelgras, die Kräuter Futterzichorie und Spitzwegerich, von den Leguminosen werden vor allem Rot- und Weißklee genutzt. Weitere Kleearten und auch Luzerne können angebaut werden. Die vorgestellten Arten sind überjährig nutzbar, jedoch ist meist spätestens nach drei Jahren eine Neuanlage der Kultur nötig. 

Futterzichorie und Spitzwegerich sind trockenheitstoleranter als Weidelgras und Weißklee. Im Frühjahr wachsen Leguminosen, Zichorie und Spitzwegerich verhalten. Erst mit steigenden Temperaturen ist mit hohen Wachstumsraten zu rechnen. Dadurch verhält sich die Wachstumskurve gegensätzlich zum weidelgrasbetonten Dauergrünland: Das Hauptwachstum des Dauergrünlands findet im Frühjahr und Frühsommer statt, während die Ackerkulturen erst im Sommer ein hohes Futterangebot liefern. Somit lässt sich die Beweidung von Dauergrünland und Ackerkulturen hervorragend kombinieren, um die jahreszeitliche Variation des Futterangebots auszugleichen.

Abb.: Futterzichorie

Die Nutzung erfolgt, je nach Zielart im Sieben-Blatt-Stadium der Zichorie oder Sechs-Blatt-Stadium des Spitzwegerichs. Dies ist meist bei einer Aufwuchshöhe von 30-35 cm (gemessen mit Zollstock) erreicht, normalerweise nach drei bis vier Wochen. Der Weiderest sollte hier großzügig bemessen werden und nicht unter 8 cm liegen, um ein zügiges Wachstum des Folgeaufwuchses zu erreichen. Die Nutzung erfolgt als Umtriebsweide, auf denen Tagesportionen eingezäunt werden. Nachdem die Portion zum angestrebten Weiderest befressen wurde, muss die Herde die Parzelle direkt verlassen, um eine Schädigung des Bestandes durch Überbeweidung zu vermeiden. Zur Zuteilung der Portion kann als grobe Richtzahl 1700 kg verfügbare TM/ ha angenommen werden. Die Zuteilung kann je nach Bestandsdichte und Zusammensetzung der Gemenge stark variieren. Eine gelegentliche Ertragsbestimmung durch den Schnitt eines Quadrates kann die Zuteilung optimieren.

Durch die hohe Verdaulichkeit dieser Gemenge muss auf die ausreichende Versorgung mit strukturwirksamen Futtermitteln geachtet werden. In Kombination mit der Beweidung von Dauergrünland sind Ackerfutteranteile der beschriebenen Gemenge bis zu 40 % der Gesamtration unproblematisch. Reinsaaten von Zichorie oder Spitzwegerich sollten 30 % der Gesamtration nicht überschreiten.

5.8 Exkurs: Beweidung von Zwischenfrüchten

Zwischenfrüchte, die nach der Ernte der Hauptfrucht im Sommer angelegt werden, können die Weidesaison bis weit in den Herbst verlängern. Bei der Beweidung von Zwischenfrüchten im Herbst müssen immer die Wetter- und Standortbedingungen berücksichtigt werden. Auf schweren Böden und unter nassen Bedingungen ist von einer Herbstbeweidung von Zwischenfrüchten abzusehen, da es sonst zu Trittschäden, Schlammbildung und starken Verschmutzungen der Tiere kommen kann. 

Typische Zwischenfrüchte für die Beweidung sind Stoppelrüben und Ackergras/Welsches Weidelgras. Darüber hinaus kommen Kulturen wie Raps, Rübsen oder Gemenge aus Gräsern und Leguminosen in Frage.

Stoppelrüben (Brassica rapa) können nach der Ernte der Hauptfrüchte im Sommer (Juli und August) etabliert werden. Die Dauer bis zur Weidereife liegt sorten- und standortabhängig bei 70 bis 100 Tagen, dabei sind Erträge von 6-10 t TM pro ha realisierbar. Der Beweidungsbeginn erfolgt somit üblicherweise Ende Oktober. Bei gutem Management und trockenen Bedingungen können bis zu 90 % des Stoppelrübenertrags geerntet werden, normalerweise sollte mit bis zu 25 % Verlust gerechnet werden.

Stoppelrüben haben geringe Trockensubstanzgehalte (ca. 10%), weisen dafür jedoch hohe Energiegehalte von 6,2-7,2 MJ NEL/ kg TM auf. Der Rohproteingehalt kann stark variieren (120-180 g XP/kg TM). Durch den geringen Fasergehalt und die geringe Strukturwirksamkeit sollte der Anteil der Stoppelrüben nicht mehr als 30% der Gesamtration betragen. 

Eine langsame Gewöhnung der Kühe an die Stoppelrübe muss gewährleistet werden. Hierbei sollte, beginnend mit 2 kg TM Stoppelrübe pro Kuh und Tag, über 10 Tage hinweg der Anteil an der Gesamtration gesteigert werden. Vor der ersten Beweidung sollte der Ertrag geschätzt werden. Hierfür werden die Rüben mit Blatt in einem 1-m²-Rahmen geerntet, gereinigt und gewogen. Das Gewicht wird durch 10 geteilt. Damit ist die verfügbare Trockenmasse pro Quadratmeter angenähert und die Portion kann korrekt zugeteilt werden. Um die unumgänglichen Futterverluste zu berücksichtigen, sollte der erfasste Ertrag mit 0.75 multipliziert werden, falls keine betriebsindividuellen Zahlen vorhanden sind.   

Die Zuteilung erfolgt als Portionsweide mit einem mobilen Elektrozaun. Idealerweise ist die zugeteilte Fläche ein langer Schlauch; möglichst breit und von minimaler Tiefe. Eine Portion mit nur einem 1 m Tiefe senkt die Futterverluste, da die Kühe nicht auf der Ackerfrucht laufen können. Außerdem erlaubt die hohe Breite, dass die Herde sich locker verteilen kann und somit auch rangniedere Tiere ungestört in ausreichender Menge Futter aufnehmen können. Nach dem Fressen der Portion sollten die Kühe die Ackerfläche möglichst zügig verlassen, um Trittschäden und Verschlammung gering zu halten. Grundsätzlich sollte von einer Herbstbeweidung auf schweren Ackerböden abgesehen werden. Bei nassen Bedingungen sollte zur Vermeidung von Tierverschmutzungen und Bodenschäden ebenso die Ackerbeweidung ausgesetzt werden.  Vor der Aufnahme der Stoppelrüben sollte die Futteraufnahme von Grobfutter (Weide oder Stall) gewährleistet werden. In den ersten Tagen haben die Kühe häufig Schwierigkeiten beim Fressen der Rüben. Bei der Beweidung von kleinen Stoppelrüben können die Kühe sich an den Rübenkörpern verschlucken und unter Umständen ersticken. Durch ein Verstopfen der Speiseröhre kann es außerdem zur Blähung der Kühe kommen, da ein Abrülpsen des Pansengases nicht möglich ist.  Durch den hohen Anteil der schnell verfügbaren Kohlenhydrate existiert ein gewisses  Azidoserisiko. Damit verbunden ist auch ein Blährisiko, besonders bei Frost. Diese Form der Blähung ist nicht mit der kleinschaumigen Blähung (Tympanie) zu verwechseln. 

Ackergras (Welsches Weidelgras) kann mindestens einmal im Herbst und einmal Frühjahr vor der Aussaat der Folgefrucht genutzt werden. Je nach Aussaattermin und -bedingungen sind weitere Nutzungen im Herbst möglich. Unter guten Wachstumsbedingungen ist die erste Beweidung nach fünf Wochen möglich. Die Beweidung von Ackergras folgt ähnlichen Grundsätzen wie die Beweidung von Deutschem Weidelgras. Grundlegend ist die Nutzung im 2-3 Blatt Stadium. Eine gestaffelte Aussaat vermeidet dabei die gleichzeitige Weidereife der gesamten Bestands. Die Nutzung erfolgt mit Umtriebsweiden, die Abzäunung von Tagesportionen vermindert dabei die Futterverluste. Muss der gesamte Schlag mit Tagesportionen genutzt werden (“Wanderzaun”), sollte der bereits beweidete Bereich abgezäunt werden, wenn weitere Nutzungen angestrebt werden. Dies gilt auch für die Einhaltung des Weiderests: Um einen qualitativ hochwertigen Folgeaufwuchs zu erreichen, sollte ein Weiderest von 5 cm Aufwuchshöhe angestrebt werden. Bei der ersten Nutzung nach Ansaat muss unbedingt eine Überbeweidung vermieden werden. Der Weiderest darf 5 cm Aufwuchshöhe deshalb nicht unterschreiten.

5.9 Anweiden im Frühjahr 

Die jährliche Futterumstellung von der Stallfütterung zur Frühjahrsweide muss langsam erfolgen, um eine Anpassung der Kuh an das neue Futter zu gewährleisten. Der Anpassungsprozess – das Anweiden – dauert mindestens zwei Wochen. Hierfür werden die Kühe zu Beginn des Wachstums (je nach Standort März/Anfang Mai) im Frühjahr stundenweise satt auf die Weide gelassen. Voraussetzung sind eine ausreichende Tragfähigkeit des Bodens und weitestgehend frostfreie Nächte. Die Weide dient zu diesem Zeitpunkt nicht als Rationsgrundlage. Unter der Voraussetzung eines ausreichenden Weidefutterangebotes können Weidedauer und Weidefutteranteil an der Gesamtration innerhalb der folgenden zwei Wochen schrittweise erhöht und die Zufütterung entsprechend reduziert werden. Der volle Weideanteil kann nach drei Wochen erreicht werden. Die Reduzierung der Zufütterung im Stall animiert die Kühe zu den notwendigen hohen Futteraufnahmen auf der Weide.

Das Gewöhnen der Augen der Tiere ans Tageslicht darf nicht unterschätzt werden. Weidezäune sollten für die Herde gut erkennbar sein. Beim ersten Austrieb kann schlecht sichtbarer Draht durch breite Litze oder Trassierband besser erkennbar gemacht werden. Allenfalls sollte die Weide durch Personen umstellt werden, die den Tieren die Grenzen der Weidefläche bei Bedarf zu erkennen geben. 

5.10 Neueinstieg in die Weidehaltung

Wer bisher mit seinen Kühen noch keinen Weidegang praktiziert hat, muss einige Dinge beachten. Da die Kühe das Weiden nicht gewöhnt sind, müssen sie erst langsam an Elektrozäune und den Weidegang herangeführt werden. Gleiches gilt für Kälber und Färsen. Tiere ohne Weideerfahrung haben eine geringere Futteraufnahme, legen geringere Strecken auf der Weide zurück und sind allgemein das Grasen als Futteraufnahme nicht gewohnt. Wenn bereits eine Gewöhnung als Kalb und Färse erfolgt, verbessert sich das Weideverhalten der Tiere als Milchkühe. 

Kälber können grundsätzlich früh an die Weide gewöhnt werden. Eine frühe Weidegewöhnung führt dazu, dass gute Weidetiere heranwachsen, die auch unter schwierigeren Bedingungen (kurzes Gras, nass-kaltes Wetter) noch genügend Weidefutter aufnehmen. Dies kommt nicht nur der optimalen Verwertung der Weide entgegen, sondern erleichtert auch das Weidemanagement. Da die Jungtiere in den ersten 6 Lebensmonaten noch sehr empfindlich sind, müssen dabei folgende Punkte beachtet werden:

  1. Tierbeobachtung muss täglich gewährleistet werden. Ausschließlich gut einsehbare Weiden in direkter Stallnähe nutzen. Nur so kann man Probleme rechtzeitig erkennen. Besonders in der Zeit nach dem Absetzen, und wenn die Konzentratfütterung eingestellt wird, muss eine gute Tierbeobachtung erfolgen. Tiere, die in ihrer Entwicklung hinter der Gruppe zurückbleiben, müssen umgruppiert und intensiver betreut werden. Ein Wiegen der Kälber kann die Beobachtung unterstützen.
  2. Unterstand: Kälber brauchen guten Witterungsschutz. Gut positionierte, dreiseitig geschlossene Unterstände mit reichlich trockener Einstreu sind Pflicht, damit die Kälber bei nass-kalter Witterung nicht zu viel Energie verlieren.
  3. Einzäunung der Weide: Bei dem ersten Kontakt der Kälber mit der Weide hat sich eine feste Einzäunung mit gut sichtbaren Begrenzungen und breiten Litzen bewährt. So können die Kälber auch in Stresssituationen nicht ausbrechen und die Gewöhnung an stromführende Zäune wird erleichtert. Idealerweise werden auch Glattdrähte verwendet, um die Kälber an die geringe visuelle Wirkung zu gewöhnen. Nach ausreichender Gewöhnung an den Zaun reichen herkömmliche Elektroweidezäune aus.
  4. Fütterung: Nach dem Absetzen ist eine Übergangsfütterung mit Zufütterung von Kraftfutterkomponenten sinnvoll, um die Umstellung auf eine reine Wiederkäuerfütterung ohne Wachstumseinbrüche zu unterstützen. Gleichzeitig sollte eine hochwertige Weidequalität angeboten und die Zufütterung von Grobfutter neben dem Weidefutter reduziert werden, um die Kälber frühzeitig an die Weidefutteraufnahme zu gewöhnen. Während Kälber ab 4 Monaten bei sehr guten Weidebedingungen und milden Temperaturen hohe Zuwachsraten realisieren können, ist bei kühler Witterung und mäßigen Weidebedingungen eine Zufütterung möglicherweise noch sinnvoll, da die Kälber sonst schnell Entwicklungsdefizite aufweisen können. 
  5. Parasitenschutz: Kälber sind noch sehr empfindlich gegenüber Parasiten. Eine regelmäßige Kontrolle und rechtzeitige Behandlung ist daher notwendig. Grundsätzlich sollten vor allem für kleine Kälber nur einwandfreie Weiden genutzt werden. Es gelten die Regeln der Weidehygiene und Parasitenbekämpfung.
Solide Holzzäune erleichtern die Gewöhnung an Weidezaun.

6. Weidegenetik

Wird ein Produktionssystem verfolgt, das die Weide als Alleinfuttermittel nutzt, sollte die Herde genetisch auf dieses Produktionsziel ausgerichtet werden. Die an Weidehaltung angepassten Rassen können besser mit den Bedingungen der Vollweide umgehen als beispielsweise hochleistende Holstein-Friesian Kühe. Die Anpassung an die Weide bedeutet ein geringeres Körpergewicht und eine niedrigere Einzeltierleistung. Dementsprechend ist der Energiebedarf geringer als bei hochleistenden Rassen und kann besser durch Weidefutter gedeckt werden. Das geringe Körpergewicht verbessert zusätzlich die Mobilität auf der Weide und vermindert Trittschäden bei Nässe. Weiter ist eine gute Fruchtbarkeit wichtig, um eine lange Nutzungsdauer bei saisonaler Abkalbung sicherzustellen. Folgende Rassen sind Beispiele für gut an die (Voll-) Weidehaltung angepasste Genetik:

Grundsätzlich kommen alle Rassen/Kühe mit niedriger und mäßiger Milchleistung für Vollweide in Frage. Weitere Rassen, welche sich für die Winterabkalbung eigenen, sind DSN (Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind), Original Schweizer Braunvieh oder British Friesian. Für die Herbstabkalbung kommen die meisten Rassen in Frage.

RasseEigenschaften, bei Vollweide
Jersey
– Lebendgewicht ca. 450 kg
– Milchleistung: 7000 kg ECM Rassendurchschnitt
– Inhaltsstoffe: 5.9 % Fett, 4.3 % Protein
– gute Fruchtbarkeit 
Kiwi-Cross (Neuseeland Friesian x Jersey) und Neuseeland Friesian
– Lebendgewicht ca. 460-500 kg
– Leistung: 6000 kg ECM
– Inhaltsstoffe: 4,3 % Fett, 3,5 % Protein
– hohe Persistenz unter Vollweide
– geringere Konditionsverluste post partum
– ausreichender BCS zur Trockenstehphase wird auch mit Vollweide und Winterabkalbung problemlos erreicht
Fleckvieh und Swiss Fleckvieh– Lebendgewicht ca. 700 kg
– Leistung: 8000 kg ECM bei Herbstabkalbung  
– Inhaltsstoffe 4 % Fett, 3.5 % Protein
– Eignung nur bei Herbst- und Winterabkalbung
– gute Fruchtbarkeit
– Konditionsverluste in der zweiten Laktationshälfte selten

7. Saisonale Abkalbung

Mithilfe der saisonalen Abkalbung können die Anforderungen einer Milchviehherde an verfügbare Nährstoffe mit dem Nährstoffangebot auf der Weide synchronisiert werden. Dabei wird die Besamung der Kühe so ausgerichtet, dass die Abkalbung in einem relativ eng begrenzten Zeitfenster stattfindet. Dieses Zeitfenster kann zwischen 8 und 16 Wochen liegen. Dadurch sind die Kühe überwiegend im gleichen Laktationsstadium und haben ähnliche Ansprüche bezüglich Fütterung und Herdenmanagement. Auf diese Weise kann die Herde so geführt werden, dass während der Weideperiode nicht mehr zugefüttert werden muss. Dabei unterscheiden sich grundsätzlich zwei Systeme:

  1. Winterabkalbung: Der Schwerpunkt für die Abkalbung liegt im Spätwinter bis zum Frühjahr (meist Januar bis April). Dadurch befinden sich die frisch abgekalbten und hochlaktierenden Kühe in der Phase des höchsten Nährstoffgehalts und des besten Wachstums des Grünlandes. Eine Zufütterung ist nur bei noch nicht ausreichendem Wachstum im frühen Frühjahr nötig. Auf eine Zufütterung in den Weidemonaten wird gänzlich verzichtet, da die Laktationskurve der natürlichen Entwicklung der Qualität und Quantität des Weidefutters folgt. Allerdings wird hierfür eine angepasste Weidegenetik mit eher niedriger Milchleistung benötigt, da auch mit bestem Aufwuchs nur maximal 25 kg ECM aus der Weide ermolken werden können. Es werden kleinrahmige Tiere mit guten Klauen und Fundamenten sowie einer Laktationsleistung von bis zu 7000 kg ECM benötigt.
  2. Herbstabkalbung: Der Abkalbeschwerpunkt liegt in den Monaten September bis Dezember. Dieses System eignet sich besser für höher leistende Milchviehherden. In den ersten Monaten nach der Abkalbung können die Tiere gezielt im Stall ausgefüttert werden. Hier liegt die Milchleistung häufig deutlich über 30 kg ECM. Erst wenn die Mitte der Laktation erreicht ist, beginnt die Weideperiode. Dann sind die Kühe stoffwechselstabil und die Milchleistung ist auf unter 25 kg ECM verringert. Der Bedarf an Nährstoffen ist damit niedriger und kann in der Regel über Weidegang abgedeckt werden. Hierbei können Laktationsleistungen von 8000 bis 8500 kg ECM je Kuh angestrebt werden.

Vorteile: Gezielte Anpassung der Nährstoffbedürfnisse der Kühe an den saisonalen Verlauf der Weidequalität – während der Weideperiode ist keine Zufütterung nötig. Durch das Ausschöpfen des Weideaufwuchses steigt die Flächen- und Grundfuttereffizienz und das Management wird erleichtert. Bei optimalem Management und Fruchtbarkeit ergibt sich eine mehrwöchige Melkpause, in der alle Kühe trockenstehen. Es können Futtermischungen für die Laktationsphasen einsiliert werden, was auch die Fütterung im Stall erleichtert.

Nachteile: Eventuell ist der Einsatz angepasster Genetik notwendig. Da sehr viele Geburten in einem kurzen Zeitraum stattfinden, bildet die Abkalbephase eine intensive Arbeitsspitze. Dies ermöglicht aber auch eine effiziente Kälberaufzucht und Kuhversorgung in Gruppen. Außerdem müssen gegebenenfalls Kapazitäten für die Kälberaufzucht geschaffen werden. Ein Erstkalbealter von 24 Monaten sowie eine Zwischenkalbezeit von 365 Tagen sind anzustreben. Entsprechend gut muss das Reproduktionsmanagement funktionieren. Besonders wichtig ist hierbei ein geringer Konditionsverlust nach der Kalbung.

8. Mineralstoffversorgung

Wie bei der Stallhaltung ist auch bei der Weidehaltung eine ausreichende Versorgung der Kühe mit Mineralien wichtig für das Tierwohl sowie grundsätzlich für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Eine Mineralstoffergänzung ist besonders in Phasen von dünnem Kot, also bei Angebot von hoch verdaulichem und wässrigem Futter, nötig. Durch die schnelle Passagerate von hochverdaulichen Futtermitteln ist die Mineralstoffaufnahme und Verfügbarkeit herabgesetzt. Dem muss durch ein höheres Angebot entgegengewirkt werden. Bei Teilweide kann die Versorgung einfach über das Stallfutter sichergestellt werden. Vollweidebetriebe können Mineralstoffe über Boli, Injektionen, Tränkewasser und Lecksteine oder -masse verabreichen. Bei Lecksteinen oder -masse ist die Aufnahme ausreichender Mengen aber nicht garantiert. 

Bei weidebetonten Rationen tritt häufig ein Mangel an folgenden Nährstoffen auf:

MakronährelementeSpurenelemente
Natrium – Na
(Calcium – Ca)
Magnesium – Mg
Kupfer – Cu
Selen – Se
Kobalt – Co
Schwefel – S
Mangan – Mn
Zink – Z

Die Versorgung mit Natrium ist grundsätzlich niedrig, so dass eine Ergänzung erforderlich ist. Beim Magnesium ist die Verwertbarkeit teils eingeschränkt. Die Versorgung mit Calcium ist in kleereichen Beständen höher. In überalterten Beständen sind verminderte P-Konzentrationen im Futter zu finden, wobei auch die Ca-Konzentration abnimmt. Dies kann durch die Nutzung im 2-3 Blattstadium vermieden werden. Bei Kaliumüberschuss (K), z.B. bei intensiv mit Gülle gedüngten Flächen, kommt es durch ungünstige Wechselwirkungen zu einer verringerten Aufnahme anderer Makronährstoffe. Eine Supplementierung mit Na (z.B. über Viehsalz) ist immer notwendig, insbesondere auf weidelgrasarmen Standorten. Dabei sind 50 g Viehsalz pro Tier und Tag ein Orientierungswert. In der frühen Laktation sollte weiter Magnesium zugefüttert werden, da die meist hohen Kaliumgehalte intensiver Weiden die Aufnahme von Magnesium hemmen, was in der Folge die Ca-Aufnahme einschränkt (siehe auch Weidetetanie und Trockensteher). Ähnliche negative Rückkopplungen können auch eine Unterversorgung mit Spurenelementen bedingen, die sich merklich auf Tierwohl und -gesundheit auswirken kann.

Da eine Differenz zwischen den im Futter vorhandenen und den vom Tier aufgenommenen und verwertbaren Mineralien besteht, muss die Beurteilung des Versorgungszustandes immer an den Kühen selbst erfolgen. Die Mineralstoffversorgung sollte deshalb bei Verdacht im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung anhand von Blut- und/oder Gewebeproben kontrolliert werden. Weiter bieten sich Speichel und Urinproben an, um das Na:K Verhältnis und die Mg-Versorgung zu überprüfen. Unter Berücksichtigung der standortspezifischen Bodenverhältnisse, Düngungsmaßnahmen und ggf. Futtermittelproben können dann in Rücksprache mit dem Tierarzt Maßnahmen zur Vermeidung von Mangelzuständen ergriffen werden.

9. Typische Weidekrankheiten

9.1 Weidetetanie

Die Weidetetanie entsteht bei fütterungsbedingtem Magnesiummangel und zeigt sich im akuten Stadium durch Festliegen und Phasen von Krampfanfällen mit stark nach oben gebogenem Hals, bis hin zum Tod. Nach der Genesung bleibt die Milchleistung weiter beeinträchtigt. Da Magnesium anders als Calcium nicht in nennenswertem Umfang im Körper gespeichert werden kann, wirkt sich ein Magnesiummangel schnell massiv auf die Tiergesundheit aus. Eine besondere Gefahr besteht im Frühjahr, kann aber auch vereinzelt bei frisch wachsenden Beständen im Herbst oder bei der Beweidung von Zwischenfrüchten auftreten. Ein weiterer Risikofaktor ist dünner Kot, der in diesen Jahreszeiten aufgrund des hochverdaulichen und nassen Futters häufiger auftritt. Hierbei ist die Passagerate im Pansen erhöht und es werden weniger Mineralstoffe und somit auch weniger Magnesium aufgenommen bzw. vermehrt ausgeschieden. Auf Flächen mit hohen Kaliumgehalten tritt die Weidetetanie ebenfalls häufiger auf, da ein Kaliumüberschuss die Aufnahme von Magnesium hemmen kann. Prädestiniert sind intensiv mit Gülle gedüngte Flächen. Häufig sind mehrere Tiere gleichzeitig betroffen. Die Behandlung einer akuten Weidetetanie erfolgt mit Infusionen. Vorbeugung ist jedoch die beste Strategie. 

Mögliche Präventionsmaßnahmen umfassen die Supplementierung von Magnesium über die Stallration oder auf der Weide, insbesondere in den Wochen nach dem Austrieb und während der frühen Laktation. Auch Viehsalz sollte zur Deckung des Natriumbedarfs angeboten werden. Gutes Weidemanagement bedeutet in diesem Sinne das langsame Umstellen auf die Weide und die Vermeidung von Beweidung überdüngter Flächen. 

Risikofaktoren für das Auftreten einer Weidetetanie:

9.2 Pansentympanie 

Eine Tympanie entsteht, wenn zu viel Futter mit geringem Zellwandanteil und hohen Rohproteingehalten, z.B. bei hohem Kleeanteil, aufgenommen wird. Auch der Austrieb auf bereiften oder gefrorenen Aufwuchs erhöht das Risiko einer Tympanie. Typisch ist das Auftreten deshalb im Herbst und Frühjahr. Unter solchen Bedingungen wird die Futtersubstanz zu schnell abgebaut und es entsteht ein stabiler Schaum im Pansen, der ein Aufstoßen verhindert und zu erhöhtem Druck im Pansen führt. Die Lunge kann sich dadurch nicht mehr ausdehnen, was innerhalb von Stunden zum Tod des Tieres führt. Die Tympanie zeigt sich durch ein Aufblähen der linken Hungergrube, die sich deutlich spannt und nach außen wölbt. Häufig sind viele Tiere gleichzeitig betroffen. Deshalb muss auf eine Vermeidung der Pansentympanie geachtet werden.

Eine zu schnelle Aufnahme des Weidefutters sollte vermieden werden. Dies kann erreicht werden, indem die Weide in Portionen aufgeteilt wird. Durch entsprechend kleine Portionen können die Tiere auch weniger stark selektieren und nehmen dadurch nicht nur die hochverdaulichen oberen Aufwuchsbereiche auf, sondern auch die faserreicheren und strukturwirksameren Bereiche des Aufwuchses. Bei Reif und Frost sollten die Tiere erst nach dem Abtauen des Bewuchses ausgetrieben werden. Weil die Futteraufnahme langsamer und gleichmäßiger erfolgt, treten schaumige Gärungen auf der Kurzrasenweide seltener auf als auf Umtriebsweiden. Grundsätzlich ist in den kritischen Jahreszeiten eine Zufütterung im Stall zu empfehlen, damit die Tiere nie hungrig auf die Weide kommen und dort langsam fressen.

Die Fütterung von Strukturfutter beugt einer Tympanie vor, die Gabe von Gasbildungshemmern und Ölen in Absprache mit dem Tierarzt kann je nach Präparat therapeutisch oder teils auch vorbeugend erfolgen. In akuten Fällen ist der Pansenstich nach Anleitung durch den Tierarzt der letzte Ausweg.

10. Trockensteher-Management

Während der Trockensteher-Periode sollen die Kühe optimal auf die nächste Laktation vorbereitet werden. Deshalb gibt es einige grundsätzliche Ziele, die in dieser Phase erreicht werden sollen und die auch bei einer überwiegenden Weidefütterung Bestand haben sollten. 

  1. Knappe energetische Versorgung in den ersten Wochen der Trockenstehzeit, Anfütterung ab der dritten Woche vor der Kalbung (Transitphase bzw. Vorbereitungsfütterung)
  2. Erreichung einer möglichst hohen Pansenfüllung über diese Zeit trotz energiearmer Fütterung
  3. Reduzierung des Calcium- und Kaliumgehaltes in der Ration, soweit möglich soweit möglich zur Vorbeugung einer Gebärparese

10.1 Energieversorgung

In der Trockenstehphase ist der Energiebedarf der Kühe viel geringer als während der Laktation: Der Energiebedarf liegt je nach Körpergewicht der Kuh im Bereich von ca. 50 bis 70 MJ NEL pro Tag. Während der Transitphase steigt der Bedarf um ca. 10 MJ NEL. Bei einem angenommenen Energiegehalt von 6,3 MJ NEL/kg TM im Weideaufwuchs ergeben sich folgende Werte für den Energiebedarf und die benötigte Futteraufnahme:

 Trockenstehphase Transitphase 
Lebendgewicht Kuh [kg]Bedarf [MJ NEL/d]Benötigte Menge Weidegras [kg TM]Bedarf [MJ NEL/d]Benötigte Menge Weidegras [kg TM]
450548.56410.1
550589.36810.8
650639.67311.5
7506710.67712.2

Eine gut geführte Weide kann diesen Energiebedarf ohne Einschränkungen decken. Bei korrekter Führung kommen für Trockensteher sowohl Stand- als auch Umtriebsweidesysteme in Frage. Können die Tiere unbegrenzt weiden, kommt es zu einer Überversorgung bis hin zur Verfettung der Kühe. Dies hat nach der Kalbung negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit und die Milchleistung (stärkerer Konditionsverlust, erhöhtes Risiko für Stoffwechselprobleme). Auf Weiden mit hochwertigem Futterangebot sollte das Futterangebot durch die Weideflächenzuetilung begrenzt werden. Dies kann aber nur Erfolg haben, wenn die je Tier benötigte Weidefläche korrekt berechnet, zugeteilt und regelmäßig angepasst wird. Dazu muss der Bedarf je Kuh bekannt sein und durch regelmäßige Aufwuchsmessungen die zur Verfügung stehende Aufwuchsmenge je Flächeneinheit festgestellt werden. Das Verfahren bietet sich besonders für Vollweidebetriebe mit saisonaler Abkalbung an, da alle Kühe in der Trockenstehperiode sind und einen ähnlichen Bedarf haben. Wird die Futtermenge auf der Weide wie beschrieben begrenzt, kommt es aber auch zu einer zu geringen Pansenfüllung. Die Tiere erfahren dann Hunger und der Pansen wird nicht ausreichend auf die nach der Kalbung notwendige hohe Futteraufnahme vorbereitet. Dies führt zu Beeinträchtigungen des Tierwohls, auch nach der Kalbung. Dementsprechend sollte das Futter mit Strukturheu ergänzt werden, um eine ausreichende Pansenfüllung zu gewährleisten.

Alternativ empfiehlt es sich, alte oder extensive Aufwüchse mit geringeren Energiekonzentrationen anzubieten. Dieses Verfahren eignet sich eher für Betriebe mit ganzjähriger Abkalbung oder Teilweide. Wächst bereits frischer Aufwuchs durch, selektieren die Kühe gerne und nehmen dadurch unter Umständen mehr Energie auf als, bei alten Aufwüchsen erwartet wird. Ein Verfetten der Kühe ist deshalb auch auf solchen Weiden möglich. Ein zu niedriger BCS der Kühe zum Trockenstellen kann in Verbindung mit zu knapper Energieversorgung in der Trockensteh- und der Transitphase zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems führen. Solche Tiere sollten so gefüttert werden, dass sie zur Abkalbung möglichst noch optimale Kondition erreichen (BCS von 3,25 für Milchrassen, in der 1. und 2. Laktation auch etwas höher).

Betriebe, die ihre Trockensteher nicht ganztägig, sondern nur zeitweise auf die Weide schicken, müssen bei der Berechnung der Stallration entsprechend die Futteraufnahme auf der Weide mit einkalkulieren. Für die Transitphase bietet es sich für Teilweide Betriebe an, nach der Trockenstehphase von älteren Beständen auf eine Ration zu wechseln, welche die Tiere auf die Fütterung nach der Kalbung einstellt. Die Fütterung im Stall ist hierbei die einfachere Variante, um Stoffwechselprobleme zu umgehen. Eine Auslaufweide kann angeboten werden. Bei Vollweidebetrieben müssen die Transitkühe hochwertige Aufwüchse aufnehmen, da durch das stark eingeschränkte Futteraufnahmevermögen kurz vor der Kalbung sonst ein Energiedefizit auftreten kann. Eine Überversorgung mit Energie kann dagegen das Auftreten von metabolischen Problemen nach der Kalbung fördern. Eine Futterzuteilung von 90-100 % des Bedarfs ist auf hoch verdaulichen Weideaufwüchsen deshalb zielführend (siehe auch Tabelle oben). 

10.2 Mineralstoffversorgung von Trockenstehern

Die Mineralstoffgehalte im Aufwuchs intensiv geführter Weiden sind nicht ideal für die Vorbereitungsfütterung. Besonders die hohen Kaliumwerte können zu einer erhöhten DCAB (Kationen-Anionen-Bilanz) der Ration führen, was wiederum das Auftreten von Milchfieber begünstigen kann. Bei Vollweide ist eine negative DCAB, wie sie in der reinen Stallhaltung bei Transitkühen häufig angestrebt wird, nicht zu erreichen. Im Vordergrund steht stattdessen die Begrenzung der Aufnahme von Mineralstoffen mit ungünstigen Wechselwirkungen, vor allem Kalium. Transitkühe sollten deshalb nicht auf Weiden fressen, auf denen Wirtschaftsdünger oder andere kaliumhaltige Dünger eingesetzt wurden. Zudem sollte Magnesium supplementiert werden. Für Vollweidesysteme stehen verschiedene Möglichkeiten der Verabreichung zur Verfügung, z.B. Vermischen mit Lockfutter, Zugabe auf das Weidefutter, Dosierung über das Tränkewasser oder die Eingabe von Boli. Auch nach der Kalbung sollte die Magnesium Supplementierung zusätzlich zur Gabe von Calcium fortgeführt werden. Magnesium kann kaum aus Körperreserven mobilisiert werden, deshalb ist eine kontinuierliche Versorgung sehr wichtig. 

Durch gezielte Ergänzung der Futterversorgung im Stall und Begrenzung der Aufnahme von Futter auf der Weide lässt sich die Mineralstoffaufnahme der Trockensteher und Transitkühe einfacher ausgleichen. Zum Einsatz kommen kalium- und calciumarme Futtermittel (z.B. Maissilage, Heu, Stroh) sowie Magnesiumpräparate. 

Ältere Kühe ab der dritten Laktation sind besonders gefährdet für das Auftreten (sub-)klinischer Stoffwechselstörungen; insbesondere wenn vorher schon Stoffwechselprobleme aufgetreten sind oder die Körperkondition nicht optimal ist (zu dünn, vor allem aber zu fett). Einige Rassen sind bei Hochleistung mehr gefährdet als andere (z.B. Jerseys). Für solche Tiere ist die Variante mit Stallration in der Transitphase vorzuziehen.

11. Wasserversorgung

Eine ausreichende Wasserversorgung auf der Weide ist grundlegend für Leistung und Tierwohl: Der Wasserbedarf von hochleistenden Kühen ist durch den erhöhten Stoffwechsel und die hohe Milchproduktion sehr hoch und sollte auf der Weide entsprechend berücksichtigt werden. Tränkestellen müssen an das Trinkverhalten der Kuh angepasst und in ausreichender Anzahl vorhanden sein, um Rangkämpfe um Wasser zu minimieren.

Wichtige Eckdaten zur Wasseraufnahme der Kuh:

  • Durchschnittlich acht Besuche der Tränken pro Kuh und Tag, erhöhter Bedarf bei hoher Leistung und Hitzestress 
  • Als Faustformel gilt: vier Liter Wasser werden je produziertem Kilogramm Milch benötigt
  • Je Tränkebesuch kann von einer Wasseraufnahme von 14 Litern je Kuh ausgegangen werden, kann bei Hitze auf ca. 25 Liter ansteigen
  • Die Wasseraufnahme einer Kuh kann 20 Liter pro Minute erreichen und sollte durch einen entsprechenden Wassernachlauf oder ausreichend große Tränkebecken gesichert werden
  • Mit zunehmender Milchleistung und Außentemperatur steigt der Wasserbedarf
Bild: Während mobile Tränken Flexibilität beim Weidemanagement ermöglichen, führt das Abzäunen zu einer geringeren Anzahl von Tränkplätzen. Es kann zu Gedränge kommen. Besser wäre es, die gesamte Tränke zur Verfügung zu stellen.

Bei der Wasserversorgung von Milchkühen ist daher auf Folgendes zu achten: 

  • Zusätzlich zu den Stalltränken Wasserzugang auf der Weide ermöglichen.
  • Tränken sollten freistehend und groß genug sein, damit jederzeit simultanes Trinken möglich ist, auch für rangniedrige Tiere.
  • Das Eintauchen des Mauls unter die Wasseroberfläche muss möglich sein: Trinkt die Kuh geräuschlos, sind Wassertiefe und -oberfläche genügend groß.
  • Die Tränke sollte so hoch sein, dass der Eintauchwinkel zur Wasseroberfläche 60° beträgt 
  • Pro Weideparzelle sollten mindestens 2 Tränkestellen angeboten werden, sofern kein Zugang zum Stall in geringer Laufdistanz gewährleistet werden kann. 
  • Zusätzlich muss die Troglänge beachtet werden: 10 cm nutzbarer Tränkeplatz pro Kuh. Überzäunung der Tränke vermindert die nutzbare Troglänge. 
  • Schmale, rechteckige Tränken können nicht gleichzeitig von allen Seiten genutzt werden, daher sind runde oder quadratische Tröge empfehlenswert.
  • Als Richtwert für die Laufdistanz zur Tränke werden maximal 150 m empfohlen. Eine kurze Laufdistanz erhöht die Häufigkeit der Wasseraufnahme. Die Maximaldistanz zwischen den Tränken sollte daher 300 m entsprechen.
  • Die Wasserqualität muss sich an den Richtlinien des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung orientieren. Daher wird eine regelmäßige Qualitätsüberprüfung empfohlen. 
  • Die Tränken sollten während der Benutzung täglich auf Verunreinigungen oder Defekte zu prüfen und täglich zu reinigen, z.B. beim Öffnen/Schließen des Weidetors.
  • Platzierung der Tränke auf erhöhtem oder ebenem, möglichst befestigtem Untergrund vermeidet Verschlammung rund um die Tränke.
  • Zungen- oder Pumptränken sind nicht geeignet, da ein schneller Wassernachlauf nicht ausreichend gegeben ist und das natürliche Wasseraufnahmeverhalten der Kuh nicht unterstützt wird.
Abb.: Links ein Beispiel für Tränkemanagement mit flexiblen Tränken (mindestens zwei pro Koppel); rechts die Darstellung einer möglichen Tränkenverteilung mit jeweils 150m Radius. Das Anlegen der Leitung als Ring kann positiv für den Wasserdruck sein

In der Praxis bestehen verschiedene Möglichkeiten zur Verlegung von Wasserleitungen. Bei günstigen Bodenverhältnissen PE Rohr mit einem modifizierten Tiefenhaken zügig und narbenschonend unterirdisch abgelegt werden. Dieses Verfahren ist wesentlich schneller und günstiger als der Einsatz eines Minibaggers. Auch das oberirdische Verlegen der Leitungen ist möglich. Hier sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Durchflussrate hoch genug ist, da es sonst zu einer starken Erhitzung des Wassers kommen kann.

12. Klimatischer Stress 

Klimatischer Stress wird durch unterschiedliche Faktoren bedingt. Umweltbedingte Faktoren sind: Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Wind und Sonneneinstrahlung. Auch tierbezogene Faktoren wie Leistungsniveau, Laktationsstadium, Genetik und Fütterung haben einen Einfluss auf die Anfälligkeit der Kuh für klimatischen Stress. Im mitteleuropäischen Raum kann sowohl Hitze- als auch Kältestress das Wohlbefinden, die Gesundheit und damit auch die Produktivität der Kühe negativ beeinflussen. Kälte kann zu erhöhten Zellzahlen und Produktionsverlusten führen, ist aber wegen der überwiegend saisonalen Weidewirtschaft mit Stallhaltung im Winter kaum relevant. Wesentlich häufiger tritt Hitzestress auf. Hitzestress kann bei Kühen zu starker Belastung, großen Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und im Folgenden auch zu Leistungseinbußen sowie Gesundheits- und Fruchtbarkeitsproblemen führen.

Grafische Darstellung der Hitzestress Schwellenwerte in Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte.

Mit steigender Milchleistung und Körpergewicht produziert der körpereigene Metabolismus zunehmend Wärme. Bei hohen Außen-temperaturen kann diese schlecht abgeführt werden. Der Energie- und Wasserbedarf steigt, während die Futteraufnahme sinkt und auch die Fruchtbarkeit abnimmt. Da das menschliche Hitzeempfinden stark vom Hitzeempfinden der Kuh abweicht, werden objektive Indikatoren zur Bestimmung des Hitzestresses genutzt. Der Temperature-Humidity-Index (THI) verbindet die Umgebungstemperatur und die Luftfeuchtigkeit und steht in enger Verbindung mit dem Hitzestress der Kühe: ab einem THI von > 60 kann bereits mit ersten Anzeichen von Hitzestress gerechnet werden. Die Schwelle zum starken Hitzestress liegt bei einem THI von 72. Zur täglichen Überwachung und Planung kann auch die Außentemperatur als einfacher Richtwert genutzt werden. Bereits ab 24 °C (THI 72) muss mit hohem Hitzestress gerechnet werden.

Neben der Temperatur weist folgendes Tierverhalten auf Hitzestress hin:

  • Ein Großteil der Herde steht, obwohl liegendes Ruhen zu erwarten wäre
  • Die Kuh hat eine Atemfrequenz größer als 42 Atemzüge pro Minute (mäßiger Hitzestress), größer als 60 Atemzüge bedeutet starker Hitzestress.
  • Aufsuchen von Schatten und Bereichen mit mehr Wind 
  • Die Körpertemperatur der Tiere übersteigt die Normaltemperatur (ab 39°C, rektale Messung)
  • erhöhte Atemfrequenz (“Pumpen”) und Absonderung von Speichel, bis hin zum Hecheln mit offenem Maul bei sehr starkem Hitzestress
Bäume sind gute Schattenspender und sollten zum Schutz vor Verbiss ausgezäunt werden.
  • Versorgung mit für die gesamte Herde ausreichendem frischem, sauberem Wasser gewährleisten
  • Ausreichend große Schattenflächen für alle können den Hitzestress mindern – wenn die Herde ruht oder wiederkaut, sollten sich auch rangniedere Tiere im Schatten aufhalten können (Bäume durch Abzäunen schützen)
  • Umstellung auf Nachtweide – bei freier Wahl bevorzugen Milchkühe tagsüber den Stall und nachts die Weide 
  • Während der heißen Mittagsstunden einstallen: Dies ist auch bei Vollweide möglich, sofern die Kühe morgens ausreichend früh auf die Weide gehen. Die Fresszeit bis zur Mittagszeit und über Nacht ist ausreichend für die Futteraufnahme
  • Beim Stallaufenthalt tagsüber muss die Hitzestresssituation im Stall beachtet werden. Nicht jeder Stall bietet in diesen Situationen eine bessere Umwelt als die Weide (siehe DLG Merkblatt 450 zum Hitzestress im Stall).
  • Sofern möglich: Einsatz hitzetoleranter Rassen, gerade hinsichtlich der Strahlenabsorption (Anstieg der Körpertemperatur, Sonnenbrandgefahr) und des Verhältnisses von Körpervolumen zu Körperoberfläche. Die Rasse Jersey ist aufgrund der Pigmentierung hitzetoleranter als beispielsweise Rassen mit einer großflächigen weißen oder schwarzen Pigmentierung. Hinzu kommt das geringere Körpergewicht.
  • Umstellung auf Herbstabkalbung: Während der Hochlaktation erzeugen Kühe die meiste Wärme, welche an die Umgebung abgegeben werden muss. Der Temperaturausgleich ist im Sommer bei hohen Temperaturen jedoch erschwert. Verlegt man die Hochlaktationsphase in den Winter, können die Tiere ihre Körpertemperatur besser ausgleichen. In der Spätlaktation im Sommer produzieren die Tiere wegen der geringeren Milchleistung weniger körpereigene Wärme. Dadurch ist der Hitzestress bei höheren Temperaturen geringer.

13. Weideinfrastruktur

Zur Infrastruktur eines Weidebetriebes zählen neben Tränken auch Triebwege, Befestigungselemente und Zauntechnik.

Die Infrastruktur wird ungleichmäßig von den Tieren genutzt. Stallnahe Bereiche werden häufiger aufgesucht als weit entfernte Triftwege. Weideeingänge und fest installierte Tränken werden, besonders auf Standweiden, ebenfalls häufig genutzt und sollten beim Ausbau der Infrastruktur vorrangig berücksichtigt werden. 

Schlamm und Nässe auf Triftwegen und Weiden führen zu:

  • Erhöhten Standzeiten und reduzierten Ruhezeiten und dadurch zu Stress 
  • Verschmutzung der Tiere, auch am Euter
  • Verminderter Klauenfestigkeit, was Lahmheiten begünstigt 
  • Höherem Zeitbedarf für das Zurücklegen der Wegstrecken. Der Arbeitszeitbedarf für das Nachtreiben steigt.

Treibwege sollten deshalb so gestaltet sein, dass sie nicht verschlammen und keine losen Steine oder harten Kanten die Klauengesundheit gefährden. Eine Anlage von befestigten Treibwegen ist sinnvoll für Euter- und Klauengesundheit und erhöht außerdem die Gehgeschwindigkeit der Herde. Aussortierte Spaltenböden können bei ebener Verlegung in Längsrichtung und Aufsandung eine Möglichkeit darstellen. Ähnlich sind Rasengittersteine und Kunststofflochplatten zu verwenden. Bombiert angelegte Wege aus Schottergemischen stellen eine weitere Möglichkeit dar. Hierbei ist eine gute Verdichtung nach Anfeuchtung nötig, um das Risiko loser Steine zu minimieren. Außerdem sollte die oberste Schicht aus feinem Material bestehen. Alle Treibwege sollten Regenwasser möglichst schnell abführen. Hilfsmittel sind Drainierung, Bombierung und Auskofferung. Die Humusschicht sollte nach Möglichkeit entfernt werden, um einen langfristig ebenen Treibweg zu erhalten.

Die Breite der Triftwege hängt davon ab, ob mehrere Tiere ihn nebeneinander gehend nutzen sollen und ob er mit Maschinen befahrbar sein muss. Wenn die Tiere einzeln hintereinander gehen sollen, dann ist ein Zaunabstand von 1,5 m ausreichend. Für größere Herden oder eine freie Nutzung auch mit Landmaschinen sollte der Zaunabstand mindestens eine Breite von 3 m aufweisen. Ab einer Herdengröße von 150 Kühen sollte eine Breite von 4,7 m gewählt werden. Am Stallausgang sollte der Treibweg mindestens 5 m breit sein. Grundsätzlich sollte bei größeren Herden der Weg breit gewählt werden, um die Treibzeit nicht unnötig zu erhöhen.

Der Gang zum Stall sollte für die Kühe stressfrei ablaufen. Besonders ein Triebweg in schlechtem Zustand oder mit scharfen Kurven muss von den Kühen ohne Druck begangen werden können. Ein hilfreicher Indikator, ob die Tiere stressfrei sind, ist das Gehen mit gesenktem Kopf. Pendelt der Kopf dabei allerdings hin und her, sucht die Kuh oft nach einem besseren Weg. Ebenso sollte es nicht zu Drängeln oder Überholmanövern der Tiere kommen.

Bild: Links ein Triebweg, der für das Begehen in einer Reihe befestigt wurde, rechts ein breiter, befahrbarer Triebweg, auf dem mehrere Kühe nebeneinander gehen können.

Der Weidezaun dient der Hütesicherheit und kann dem Schutz vor Wild (z.B. Wildschweinen) dienen. Der Einsatz von Stacheldraht ist nicht empfehlenswert, da er sowohl die Tiere (Nutz- und Wildtiere) als auch den Menschen gefährden kann. Elektrifizierter Stacheldraht ist verboten. Die Gewöhnung der Tiere an den Zaun sollte bereits als Kalb erfolgen, um das Durchbrechen von Zäunen zu minimieren. Praxisnahe Informationen zu technischen Aspekten des Zaunbaus sowie Empfehlungen für verschiedene Tierklassen sind online erhältlich.

Weidezäune unterliegen mehreren Auflagen, deren Einhaltung der Tierhalter gewährleisten muss. Er ist verpflichtet, sich stets über Änderungen und Anpassungen der Rechtslage auf dem Laufenden zu halten, z.B. durch einschlägige Fachliteratur oder Beratungsangebote.

Vorschriften, die für weidehaltende Betriebe relevant sind (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

Bürgerliches Gesetzbuch §§ 833 und 834
EN IEC 60335-2-76
VDE 0700-76:2023-02VDE 0131
VDE 0131:2020-01EN IEC 60335-2-76
VDE 0700-76:2023-02

14. Parasiten

Kühe mit Weidegange sind Endo- und Ektoparasiten stärker ausgesetzt als Kühe in Stallhaltung. Besonders Jungrinder sind in ihrer ersten Weidesaison gefährdet. Endoparasiten können das Tierwohl stark beeinträchtigen und zu gesundheitlichen Schäden und damit einhergehendem Produktionsverlust führen. Insektenbisse führen zu Stress und können zudem Krankheiten übertragen. Deshalb ist die Kenntnis der vorkommenden Parasiten wichtig. Folgend eine Übersicht bedeutender Parasiten:

EndoparasitenEktoparasiten
Magen-Darm-Strongyliden
Bandwürmer
Brauner Magenwurm
Lungenwürmer
Leberegel
Kleiner Magenwurm
Hornfliege
Stallfliege
Zecken
Kopffliege
Gnitzen

Endoparasiten fallen vor allem durch Symptome wie Durchfall, Abmagerung, raues Haarkleid und Husten auf. Sie lassen sich, je nach Parasit, über Kot- oder Milchproben und Schlachtkörperbefunde feststellen. Nach einem positiven Befund kann durch Kenntnisse des Lebensraums und der Entwicklungsstadien der Parasiten mit unterschiedlichen Managementmaßnahmen gegen einen Befall vorgegangen und dieser zukünftig idealerweise minimiert werden. Die Entscheidungshilfe Parasitenmanagement ist eine nützliche Ressource bei der Bekämpfung von Weideparasiten, vor allem für Jungrinder. Trotzdem bleibt eine regelmäßige Befallskontrolle und entsprechende Behandlung der Tiere unumgänglich. Besonders beim ersten Kontakt mit dem Weidefutter sind Kälber und erstsömmrige Jungtiere gefährdet. Die Auswahl wenig belasteter Weiden kann die Erkrankung vermindern. Eine kontinuierliche Beobachtung der Entwicklung der Jungtiere (z.B. Tageszunahmen) ist die Grundlage des Erkennens eines Endoparasitenbefalls. Eine Entwurmung muss bei Bedarf im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung erfolgen. Trotzdem ist der Kontakt der Weidetiere auch eine wichtige Voraussetzung für die Immunisierung gegen Endoparasiten (z.B. Magen-Darm-Strongyliden). Deshalb ist eine gezielte Entwurmung entlang der Entwicklungsstadien der Endoparasiten eine langfristig vielversprechende Maßnahme, um zukünftige Entwurmungsmaßnahmen zu reduzieren.

Maßnahmen zur Bekämpfung und Vorbeugung von Endoparasitenbefall bei Jungrindern umfassen z.B.: 

  • Möglichst Auswahl von Weiden ohne oder mit geringer Belastung
  • Weidetagebuch: Genutzte Weide, Belastung der Tiere, Behandlungen und Auffälligkeiten 
  • Aufwuchs schneiden und abführen entfernt, im Vergleich zum Mulchen, mehr Eier, Larven und Zwischenwirte
  • Optimale Versorgung der Tiere sicherstellen, um das Immunsystem zu stärken

Ektoparasiten können meist durch das Verhalten der Tiere erkannt werden. Auffällig ist vor allem das Abwehrverhalten durch ruckartiges Bewegen von Schwanz, Kopf und Ohren sowie Aufstampfen und allgemeine Unruhe. Außerdem stehen die Tiere beim Grasen häufig enger zusammen als gewöhnlich. Auch das Fell kann auf Ektoparasiten hinweisen, wenn vermehrt Haarausfall und Scheuerstellen zu beobachten sind. 

Maßnahmen bei starkem Ektoparasitenbefall umfassen: 

  • Einstallen oder Nachtweide 
  • Behandlung mit Insektiziden (z.B. Aufgussmittel) bei schwerem Befall
  • Scheuerbürsten anbieten
  • Spurenelementversorgung sicherstellen

Konkrete Behandlungsstrategien, vor allem für Endoparasiten, lassen sich am besten in Rücksprache mit der Tierarztpraxis aufstellen.

15. Tierwohl auf der Weide überprüfen

Der KTBL Praxisleitfaden zu Tierschutzindikatoren beim Rind sowie das WELFARE QUALITY® PROTOCOL APPLIED TO DAIRY COWS umfassen Indikatoren für die Beurteilung von Rindern in Stallhaltung. Mit Blick auf die Weidehaltung sind diese Indikatoren nicht vollständig. Die folgende Tabelle stellt deshalb mögliche Merkmale vor, die – ergänzend zu den Tierwohlindikatoren für Stallhaltung – zur Beurteilung des Tierwohls auf der Weide herangezogen werden können. Einige Punkte, die auch im KTBL Tierwohl aufgeführt sind, werden in der folgenden Tabelle erneut aufgeführt, falls Ergänzungen zu weidespezifischen Fragestellungen nötig sind. Die Anwendung sollte als eine einfache Analyse der Haltungsumwelt ‘Weide’ verstanden werden, welche Schwachstellen und Verbesserungspotenziale aufdecken soll. Eine Beurteilung des Betriebs nach einem Punktesystem o.ä. ist dagegen nicht das Ziel. Vielmehr dienen die Indikatoren zur betrieblichen Selbstkontrolle und zur Sensibilisierung für Fragestellungen des Tierwohls.

Die Indikatoren sind maßgeblich ressourcenbasiert, da die isolierte Betrachtung der Tiere im Kontext der Weide nicht möglich ist. Dies begründet sich durch gemischte Systeme, bei denen die Kühe sowohl im Stall als auch auf der Weide gehalten werden. Außerdem entstehen beim Übergang von Phasen reiner Stallhaltung (z.B. Winter) hin zur Weidesaison nachlaufende oder verzögert auftretende Effekte zwischen den Haltungssystemen. Dadurch sind negative Merkmale am Tier potenziell vor dem Beginn der Phase, welche betrachtet werden soll, entstanden. 

15.1 Nutzung der Tabelle

Die Nutzung der unten vorgestellten Tabelle soll in keiner Weise die tägliche Tierkontrolle ersetzen, sondern die betriebliche Eigenkontrolle und das Management hin zum optimalen Tierwohl auf der Weide unterstützen.

Die Tabelle zeigt unterschiedliche Indikatoren auf. Teilweise werden die Indikatoren innerhalb des Herden- und Weidemanagements regelmäßig erhoben, bewertet und mit vorhergehenden Werten verglichen. Dadurch werden fundierte Managemententscheidungen zur Optimierung des Tierwohls unterstützt. Zu dieser Gruppe gehören auch die Punkte zur täglichen Überwachung der Funktionstüchtigkeit der kritischen Weideinfrastruktur und des Tierverhaltens.  Andere Punkte zielen auf die Erfassung tierbasierter Indikatoren während kritischer Zeitpunkte ab und sollen vor allem die Überwachung der Tierversorgung entlang der Weidesaison vereinfachen. Darüber hinaus sollen besonders die Beobachtungen am Tier die Tierhalter:innen für ihre Eigenverantwortung beim Tierwohl sensibilisieren. Die dritte Gruppe der Indikatoren bezieht sich auf die Überprüfung des Weide- und Haltungssystems und soll Tierhalter:innen vor allem zum reflektierten Betrachten ihres Gesamtsystems anregen.  Hierbei werden Fragen als Denkanstoß zu wichtigen Punkten des Weide- und Haltungssystems angegeben.

15.2 Indikatorentabelle

Vorschau Indikatorentabelle

16. Weide-Apps 

Um den interessierten Praktikern zwei nützliche Werkzeuge für die Weidehaltung in die Hand zu geben, wurden zwei Web-Anwendungen entwickelt.

Mit dem Weideflächenrechner kann der Flächenbedarf der eigenen Herde(n) berechnet werden, um sicherzustellen, dass die Tiere ausreichend versorgt sind.

Mit der Tränkenbadeckung kann überprüft werden, ob die Wasserversorgung auf den Flächen, in Abhängigkeit vom Standort, mit der jeweils vorhandenen Anzahl und Platzierung der vorhandenden Tränken gewährleistet ist. Das Tool kann auch für die Planung neuer Tränken genutzt werden.

Beide Anwendungen eignen sich, wie der Weideleitfaden selbst, am besten für die Nutzung am Tablet, Laptop oder PC. Tutorials zu deren Nutzung finden sich hier.

16.1 Weideflächenrechner

16.2 Tränkenabdeckung

17. Literaturempfehlungen

Weidewirtschaft mit Profit – Elsäßer, Jilg, Thumm; DLG Verlag

Gras dich fit! – Steinwidder, Starz; Leopold Stocker Verlag

Grünlandsignale – Swormink, van Eekeren, Philipsen; Roodbont Agricultural Publishers

Unkräuter im Grünland – Elsässer, Thumm, Rossberg, Engel; DLG Verlag

Kurzrasenweide: Futtermenge und –qualität durch konstante Aufwuchshöhe sichern – Steinberger; Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind – Brinkmann, Ivemeyer, Pelzer, Winckler, Zapf; Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL)

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