Diskussionsrückblick: „Weidebetriebe & Klimabilanzierung Milch“ mit Dr. Friederike Fenger vom Thünen Institut, Ökolandbau
Im Februar durften wir Einblicke in die Thematik der Klimabilanzierung für Weidemilchbetriebe erlangen. Ein komplexes Feld, das weit über CO2-Emissionen hinausgeht.
Dr. Friederike Fenger hat uns aufgezeigt, wie eine Klimabilanzierung funktioniert, welche Tools es gibt und warum es so wichtig ist, nicht nur durch die Klimabrille zu schauen, sondern das Spannungsfeld eines Betriebes ganzheitlich im Blick zu behalten.
Eine wichtige Stellschraube in der Milchproduktion ist bspw. der Wirtschaftsdünger: Sind die Tiere auf der Weide, werden sowohl Lager- und Ausbringungsemissionen als auch Ammoniakemissionen (durch die automatische Trennung von Urin und Kot) reduziert.
Weitere Stellschrauben sind die Kraftfutterquellen, die Landnutzungsänderung und die Steigerung der Milchleistung der Kühe – allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Ein großer Effekt kann insbesondere durch einen Systemwechsel zu einer grasbasierten Milchproduktion mit hohen Grundfutterleistungen erreicht werden.
Mit Programmen wie PRO WEIDELAND, die eine GVO-freie Fütterung voraussetzen, können bspw. Soja-Importe aus Brasilien und damit eventuelle Regenwaldabholzungen reduziert werden.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der grasbasierten Fütterung, die hilft, Emissionen zu senken und den Energieverbrauch zu reduzieren. Die Futterqualität des Weidegrases ist ein effizienter Hebel, um die Methanemissionen je Tier zu senken.
Das Sequestrierungspotential von Dauergrünland, das bereits seit Jahren den Status trägt, wird in einer Klimabilanzierung nur unzureichend bonitiert. Hingegen werden Wechselgrünlandflächen mit Kleegras positiv mit einem hohem Kohlenstoffspeichervermögen angerechnet. Diese Hintergründe müssen beim Vergleichen von Bilanzen verstanden werden.
Unsere Zusammenfassung: Klimarechentools sind ein guter Anfang, doch die Berechnung der Daten basiert auf Schätzwerten des IPPCs und bildet die Komplexität eines Betriebes nur schwer ab. Es geht nicht nur um den CO2-Fußabdruck, sondern um ein ganzheitliches Verständnis von Umweltwirkungen wie Biodiversität, Nährstoffüberschüsse, Landnutzungseffizienz sowie Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz.
Zukünftig sollten wir vor allem nicht-essbare Biomasse (z. B. Gras) zur Tierfütterung nutzen, um die Nahrungsmittelkonkurrenz zum Menschen zu reduzieren und Nährstoffkreisläufe zu schließen.