Elsfleth, 05.04.24 – An diesem Freitag überreichte Miriam Staudte, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen, dem Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V. auf dem Hof von Dirk Hanken den Förderbescheid für das Projekt „GreenMoor“ in Höhe von rund 400.000 €. Ziel des vierjährigen Vorhabens ist es, angepasste Bewirtschaftungsmethoden unter Anhebung der Wasserstände zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu erproben und zu bewerten.
Klimaschutz und Landwirtschaft
Der Schutz von Moorböden und die Reduzierung von Treibhausgasen (THG) sind zentrale Anliegen des Bundes und der Länder. In Niedersachsen befinden sich etwa 335.000 Hektar kohlenstoffreiche Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung, die bedingt durch Entwässerung erhöhte THG-Emissionen verursachen. „Aus Sicht des Grünlandzentrums ist das Projekt eine einmalige Chance, einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die hochproduktiven Grünlandstandorte in Moorregionen zu erhalten“, so Dr. Arno Krause, Geschäftsführer des Grünlandzentrums.
Während im aktuellen Diskurs vor allem die Vollvernässung trockener Moore sowie die nasse Nutzung mit Paludikulturen oder Photovoltaik diskutiert werden, besteht Grund zur Annahme, dass bereits eine moderate Anhebung von Wasserständen durch Teilvernässung einen signifikanten Beitrag zur Minderung der THG-Emissionen leisten kann. „Wir wollen die landwirtschaftliche Produktion an die Anforderungen des Klimaschutzes anpassen, damit sie weiterhin bestehen kann“, erklärt Arno Krause. Die sei insbesondere für die Milchviehregion im Nordwesten Niedersachsens von Bedeutung, da diese – oft in Kombination mit Weidehaltung – die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und verschiedenen Ökosystemleistungen sicherstelle.
Projektpartner Molkerei Ammerland
Das Projekt ist gemeinsam mit der Molkerei Ammerland ins Leben gerufen worden. Der Erhalt von Wertschöpfung auf kohlenstoffreichen Böden ist für die Genossenschaft und ihre Mitglieder von hoher Bedeutung, da eine vollständige Vernässung für viele Landwirte die Aufgabe der Milchviehhaltung zur Folge hätte. „GreenMoor soll erforschen, wie es gelingen kann, durch eine standortangepasste Bewirtschaftung Emissionen auf Moorstandorten zu reduzieren und damit langfristig die Milchviehwirtschaft in der Region zu erhalten“, erläutert Ralf Hinrichs, Geschäftsführer der Molkerei Ammerland.
Für die von Familien geführten Höfe gehe es bei der Milchviehhaltung um weit mehr als nur die Produktion hochwertiger regionaler Lebensmittel, es gehe auch um die Fortführung von Tradition und den Erhalt der Betriebe, der in vielen Fällen Existenzgrundlage sei. „Wir wollen auch dazu beitragen, die langfristige Beweidung auf Moorstandorten und damit die Zukunftsfähigkeit der Betriebe sicherzustellen“, so der Geschäftsführer weiter.
Versuchsbetrieb
Die praktische Umsetzung der Versuche findet auf dem Betrieb der Familie Hanken im Ipweger Moor in Elsfleth (Landkreis Wesermarsch) statt, der Milchlieferant der Molkerei Ammerland und exemplarisch für viele Hochmoorstandorte ist. Familie Hanken stellt ca. 7,5 Hektar ihrer bewirtschafteten Fläche für die Versuche zur Verfügung, wovon ca. 4,5 ha Testflächen teilvernässt und mit weiteren 3 ha Referenzflächen verglichen werden.
Durch angepasste Weide- und Schnittnutzung sowie angepasstes Düngemanagement sollen Treibhausgasemissionen signifikant minimiert und die Festigkeit der Grasnarbe auf dem Dauergrünland optimiert werden. Zu den untersuchten Bewirtschaftungsformen zählen intensive und extensive Beweidung sowie Schnittnutzung unter Grabeneinstau, teilweise in Kombination mit Unterflurbewässerung.
Die entsprechende wissenschaftliche Begleitforschung wird durch die Universität Greifswald sichergestellt. In verschiedenen Versuchsvarianten (intensiv/extensiv/ungedüngt) werden Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO₂), Lachgas (N₂O) und Methan (CH₄) durch mobile Hauben gemessen, um die Höhe der Treibhausgasemissionen unter angehobenen Wasserständen und den genannten Bewirtschaftungsformen zu vergleichen.
„Die Wiedervernässung der Moore ist eine Jahrhundertaufgabe, die nur gemeinsam mit allen Beteiligten gestaltet werden kann. Es ist klar, dass Niedersachsen als Moorland Nummer eins eine besondere Verantwortung hat. Bis zum Jahr 2030 wollen wir jährlich ein Minus von 1,65 Millionen Tonnen Treibhausgase gegenüber 2020 erreichen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, das wir nur erreichen, wenn wir viele gute Projekte gemeinsam mit der Landwirtschaft, den Umweltverbänden und Kommunen auf den Weg bringen. Das jetzt gestartete Projekt kann weitere wichtige Erkenntnisse beitragen zu der Frage, wie eine klimaschutzorientierte Bewirtschaftung auf Hochmoorgrünland aussehen könnte“, betont Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte. Gemeinsam mit Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Wissenschaft werden daher Erkenntnisse für eine nachhaltige und klimaschutzorientierte, aber auch wirtschaftlich tragfähige Bewirtschaftung von Moorböden gewonnen, um die Wertschöpfung in der Milchwirtschaft unter Berücksichtigung des Klimaschutzes zu erhalten. „Ich freue mich, dass die Ministerin durch die Förderung des Projektes unser Anliegen unterstützt und ihr Vertrauen in die Landwirtschaft zum Ausdruck bringt“, so Arno Krause.
Rahmendaten zum Projekt: Das GreenMoor-Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Mit den Projektmitteln werden Planungen und Arbeiten zur Umsetzung von angepassten Bewirtschaftungsmaßnahmen und THG-Messungen gefördert. Das vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen koordinierte und in Kooperation mit der Universität Greifswald durchgeführte Projekt läuft bis Ende 2027. Unterstützt wird das Projekt sowohl durch den Betrieb, der seine Flächen zur Verfügung stellt, als auch durch die Molkerei Ammerland, die die für das Projekt benötigten Infrastrukturmaßnahmen wie z. B. Messtechnik bereitstellt.
Weitere Berichterstattung zum Thema ist in unserem Pressespiegel zu finden.
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