Moornutzung im Wandel

Moornutzung im Wandel: Zwischen Klimaschutz, Landwirtschaft und regionaler Identität

Oldenburg, 18. März 2025 – Rund 200 Teilnehmende kamen zur Abschlussveranstaltung des Projekts „Moornutzung im Wandel“ (MoWa) im Alten Landtag in Oldenburg zusammen. Im Zentrum stand eine Frage, die zunehmend an Brisanz gewinnt: Wie kann die Bewirtschaftung von Mooren klimafreundlich und zukunftssicher gestaltet werden, ohne dabei Landwirtschaft und regionale Strukturen aus dem Blick zu verlieren?

„Wer hätte gedacht, dass das Moor im Urzustand zum Entwicklungsziel wird“, eröffnete Nikolaus Jansen, Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, mit einem Blick in die Geschichte und betonte die Bedeutung der Grünlandregionen für die Landwirtschaft in Niedersachsen – und damit auch für den gesamten ländlichen Raum.

Im Fokus des Projektes „Moornutzung im Wandel“ stand die Frage, wie sich eine nasse und damit klimafreundliche Bewirtschaftung von Moorböden auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt auswirken könnte. Projektkoordinator Uwe Schröder von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hob dabei die enge regionale Verankerung hervor: Im Fokus standen vier typische Moorregionen in Niedersachsen – das Ipweger Moor/Jader Kreuzmoor, das Gnarrenburger Moor/nördliche Teufelsmoor, die Geesteniederung als Grünlandregionen sowie das Bourtanger Moor als Ackerbauregion. Die Analysen gingen dabei weit über die Landwirtschaft hinaus: Auch vor- und nachgelagerte Branchen und soziale Strukturen wurden in den Blick genommen.

Die Wissenschaftlerinnen Dr. Leena Karrasch und Jana Bolduan vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V. machten deutlich, wie tiefgreifend der Wandel für die Menschen vor Ort ist: Nicht nur Landwirtinnen und Landwirte stehen vor großen Herausforderungen, sondern auch der Handel, Dienstleister, Verarbeiter sowie kommunale und regionale Institutionen. In Interviews und Workshops mit ortsansässigen Akteuren wurde klar: Die Debatte um neue Nutzungsformen ist nicht nur technisch oder ökologisch geprägt – sie berührt die Lebensrealitäten ganzer Regionen. Existenzängste, Unsicherheit und fehlende Perspektiven für kommende Generationen prägen vielerorts das Bild.

Die Agrarökonomen Prof. Dr. Torben Tiedemann, Prof. Dr. Jan-Hendrik Buhk und Prof. Dr. Holger D. Thiele (FH Kiel, ife Institut) stellten zudem die hohe Wirtschaftskraft der Moorregionen hervor. Insbesondere die Milchviehhaltung prägt die Grünlandregionen – wirtschaftlich attraktive Alternativen fehlen vielerorts. Ein Wandel müsse daher unter Berücksichtigung der betrieblichen Ausgangssituationen, der regionalen Gegebenheiten sowie mit langfristiger Perspektive erfolgen.

Wie könnte also die Moornutzung der Zukunft aussehen? Diskutiert wurden verschiedene Ansätze: Neben einer angepassten Grünlandbewirtschaftung gewinnen auch erneuerbare Energien und alternative Nutzungsformen wie Paludikulturen (Nassbewirtschaftung) an Bedeutung. Während etwa Photovoltaik als zusätzliche Einkommensquelle denkbar ist, ist der Anbau von Torfmoos, Schilf oder Rohrkolben noch stark von funktionierenden Märkten abhängig. Klar ist: Ohne wirtschaftliche Perspektiven ist die Akzeptanz und Umsetzung alternativer Nutzungsformen kaum realisierbar.

Auch Themen wie Wasserverfügbarkeit, Zertifikatehandel, Verarbeitungsketten und technische Innovationen in der Landwirtschaft kamen zur Sprache. Immer wieder wurde die Idee eines „Nutzungsmosaiks“ betont – also die Kombination verschiedener Bewirtschaftungsformen, um die Moorregionen vielseitig und zukunftssicher aufzustellen. Wichtig ist dabei der finanzielle Aspekt: „Klimaschonende Moornutzung ist keine rein ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Sie kann nur gelingen, wenn Landwirtinnen und Landwirte langfristig planen können“, brachte es Projektleiter Uwe Schröder in seinem Fazit auf den Punkt.

Fotos: ©Landwirtschaftskammer Niedersachsen, ©Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V.