Prof. Emanuelsson erläutert die Bedeutung von offenen Ökosystemen für die Etablierung von Waldklee und anderen Kräutern, die als Futter der Weidetiere gefördert werden müssen.
Mutterkühe beweiden offene, renaturierte Dauergrünlandflächen (links renaturiert, rechts nach Rodung der Tannenbäume)
Renaturierung durch Beweidung: Einblick in Schwedens nachhaltige Landwirtschaftspraktiken
Die Renaturierung von Ökosystemen ist ein zentraler Baustein nachhaltiger Landwirtschaft. Schweden, ein Land, das tief in der Tradition der nachhaltigen Nutzung seiner natürlichen Ressourcen verwurzelt ist, bietet beeindruckende Beispiele für effektive Renaturierungsansätze. Eines der Projekte, das wir uns im Rahmen unserer Schwedenexkursion angesehen haben, ist der Pachtbetrieb Stenhammar Gods des Königs Carl XVI. Gustaf, der seit Jahrhunderten im Besitz der schwedischen Königsfamilie steht.
Die Bedeutung des Dauergrünlands in Schweden
In Schweden nimmt das Dauergrünland eine wichtige Stellung ein. Dies sind naturnahe, oftmals steinige Landflächen, die für die Biodiversität von großer Bedeutung sind. Der Erhalt und die Pflege dieser Flächen tragen wesentlich zu einer nachhaltigen Agrarwirtschaft bei und helfen, die Verbuschung zu verhindern. Die Nutzungsgeschichte des Dauergrünlands reicht weit zurück. Unter anderem hat Prinz Wilhelm, der vorherige Pächter von Stenhammar Gods, intensiv Tannenbäume auf diesen Flächen angepflanzt und somit die ökologische Qualität gemindert. Im Gegensatz dazu hat König Carl XVI. Gustaf Maßnahmen zum Erhalt wertvoller Baumarten wie Eichen und Linden oder auch schnell wachsender Arten wie Birke und Pappeln auf den Grünlandflächen gefördert, um die Biodiversität zu stärken.
Interessierte Teilnehmer der Exkursion stehen unter einer alten Linde, deren grünes Laub früher als Viehfutter geerntet wurde.
Stenhammar Gods: Ein Modell für nachhaltige Landwirtschaft
Die Geschichte von Stenhammar Gods ist eng mit der schwedischen Königsfamilie verbunden. Der Betrieb dient nicht nur als landwirtschaftliches Unternehmen, sondern auch als Vorreiter für nachhaltige Agrarpraktiken. Der emeritierte Professor Urban Emanuelsson von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU) unterstützt schon seit Jahrzehnten den schwedischen König bei den Renaturierungsmaßnahmen auf dem „semi-natural grassland“ des Schlosses. Zu den zentralen Maßnahmen zählt der Erhalt artenreicher Grünlandwiesen durch die Beweidung mit Mutterkühen, welche die offenen Landschaften vor weiterer Verbuschung schützen.
Beweidung als Renaturierungsmethode
Die Beweidung ist eine traditionelle Methode, naturnahe Ökosysteme zu erhalten und zu fördern. Die Weidetiere spielen eine entscheidende Rolle für die Qualität des Grünlands, da sie durch ihre Bewegung und ihr Fressverhalten zur Artenvielfalt beitragen und den Boden natürlich düngen. Am Stenhammar Gods wird das Fleisch dieser Tiere lokal an Haushalte und Restaurants verkauft, was nicht nur die lokale Wirtschaft stärkt, sondern auch zur Nachhaltigkeit der Agrarpraxis beiträgt.
Integration von Flora und Fauna zur Ökosystemstabilisierung
Professor Emanuelsson erläuterte die Bedeutung von Pilzen, Kräutern, Moosen und Insekten für das Gleichgewicht im Ökosystem. Diese kleineren Lebensformen sind oft unscheinbar, tragen jedoch erheblich zur Gesundheit und Stabilität des Ökosystems bei.
Fazit
Die Methoden, wie sie am Stenhammar Gods praktiziert werden, bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern stärken auch lokale Gemeinschaften und fördern das Bewusstsein für nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen. Der Besuch von Stenhammar Gods hat allen Teilnehmenden eindrucksvolle Einblicke in die schwedischen Renaturierungsmaßnahmen gegeben.
Gruppenbild vor den Ställen und Scheunen des Schlossbetriebes Stenhammar, welcher nur an männliche Nachkommen des Hauses Bernadotte verpachtet werden darf.